Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

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REDEN UND ARMEEBEFEHLE 
um einer neuen Generation und einem neuen Leben Platz 
zu machen. 
Zweifellos, meine Herren, war der Zeitraum, den wir 
während der abgelaufenen zehn Jahre durchlebt haben, so 
abwechslungsreich, daß sich niemand den tiefen Wand¬ 
lungen alles dessen entziehen konnte, was sein Wesen be¬ 
stimmt. Das Alltagsleben eines jeden ist anders geworden, als 
es vor zehn Jahren war. Und wenn wir uns vergegenwärti¬ 
gen, wie sehr solche neuen Gedanken und neuen Beschäf¬ 
tigungen unser ganzes heutiges Leben ausfüllen, so können 
wir kühn und ruhig behaupten, wir haben es jetzt mit ganz 
anderen Menschen zu tun, als mit jenen, die seinerzeit den 
gleichen Vor- und Familiennamen trugen. 
Gegen früher ist der graue Alltag des Lebens für einen 
jeden ganz anders geworden als vor zehn, elf oder fünf¬ 
zehn Jahren. Jede der geringfügigen Angelegenheiten, aus 
denen sich doch schließlich unser Leben zusammensetzt, 
überdenkt und erledigt man heute anders. Die einstigen Sor¬ 
gen, die zum Beispiel mit der geringsten Reise verbunden 
waren, sind verschwunden; man denkt heute anders über 
die Alltagsarbeit, anders über die Freuden des Lebensge¬ 
nusses. Aber auch Ängste und Schmerzen, Lust und Über¬ 
schwang haben heute ein anderes „timbre“ als ehedem, for¬ 
men mit ihrem Meißel des Menschen Seele ganz anders 
und machen aus ihm einen anderen, als er selber in der 
Vorkriegszeit war. Körperlich sind wir vielleicht die glei¬ 
chen, aber als soziale Wesen, die notwendig und ständig mit 
anderen Menschen in Verbindung stehen, haben wir uns so 
gewandelt, daß man uns keineswegs mehr mit jenen physi¬ 
schen Personen vergleichen kann, die wir einst vor der 
Weltkriegskatastrophe waren. Wenn ich das hier sage, meine 
sehr geehrten Damen und Herren, so tue ich es nicht dar¬
	        
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