Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

AUS DER ZEIT DER ZURÜCKGEZOGENHEIT IN SULEJOWEK 147 
stalt auf allen Vieren. Dieser Anblick hat mich manchmal 
zum Lachen gebracht ... Er belustigte mich durch seinen 
eigentümlichen bildhauerischen Aufbau. Wo liegt hier der 
Gedanke, die Idee, die große künstlerische Leistung? Ein 
großer Gaul, der einen Zaun durchbricht, und dahinter ein 
Mensch auf allen Vieren, den Kopf verhüllt, als müßte er 
sich schämen. Das war unser Oberbefehlshaber aus der 
Vergangenheit. Er kehrte in die Heimat zurück, suchte ein 
Herz, suchte nach dem, was er lange, lange nicht mehr ge¬ 
sehen hatte, der Oberbefehlshaber der polnischen Truppen, 
denn das war Fürst Josef Poniatowski. Wo ist der schöne 
Ulan geblieben, diese einst vielbesungene und geschilderte 
Gestalt? Wo ist sie? Man huldigte ihm, die Fahnen flat¬ 
terten ihm voran, die Kanonen donnerten wie so oft in der 
Schlacht. Er bleibt stehen und blickt sich um: „Wo sind 
meine Nachfolger? Wo sind im freien Polen die höchsten 
Feldherren? Wo sind meine Kameraden? Ich bin einst im 
Morast zugrunde gegangen. Mir hat der Sumpf die Augen 
zugedeckt, meinen Blick umdunkelt. Wo sind sie? Mir fiel 
als erstem die Ehre zu, Polens Oberbefehlshaber zu sein. 
Ich stellte die Kolonnen auf, ich warf sie in den Kampf/6 
— Auf dem Denkmal stehen die Worte eingegraben: „Ehre 
und Vaterland66. Suchst du die Ehre? Du findest deinen 
Nachfolger auch im Schmutz, im heimatlichen Sumpf! Man 
hat ihn in den Schmutz getaucht. Das ist das Schicksal der 
höchsten Feldherren in einem ehrlosen Polen, in einem 
Polen, dessen Herz nicht aufzubegehren vermag. Meine 
Herren, dieses Sinnbild der obersten Führer Polens, die 
notwendig im Sumpf zugrunde gehen, verkörpert die Ge¬ 
schichte des bisherigen Polen. Wenn ich auf dieses Denk¬ 
mal schaue, so sage ich mir: „Auch ich gehe in den 
Schmutz.66 
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