Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

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REDEN UND ARMEEBEFEHLE 
nen, hoben gerade ihn Millionen empor, entschlossen sich 
Millionen Menschen zu einer so seltsamen Handlung, die 
der gewöhnlichen Analyse unverständlich bleibt: diesem 
Mann eine ungewöhnliche Machtfülle anzuvertrauen, ohne 
daß er seinerseits irgendwie Gewalt gebraucht oder seine 
Person aufgedrängt hätte. Heute, wo es so viele Gesetze 
und Gesetzchen, so viele Beschränkungen und Verbote 
gibt, wo die Herren Abgeordneten so produktiv arbeiten, 
nimmt sich dieser Vorgang so ungewöhnlich aus, daß es 
sich lohnt, dabei zu verweilen. Ich bin überzeugt, daß auch 
der künftige Geschichtsschreiber gerade dabei wird verwei¬ 
len müssen. Warum, wozu, wieso und aus, welchem Grunde? 
Warum gerade dieser und kein anderer? Woher und aus 
was für einer Ursache? Wie kam diese sonderbare Erschei¬ 
nung zustande, die plötzlich in Polen zur Tatsache wurde? 
Meine Herren! Wenn ich diese Erscheinung ein wenig 
analysiere, ohne tiefer zu schürfen, wenn ich die Sache 
menschlich betrachte, ganz einfach, wie man ein Glas Was¬ 
ser trinkt, wie man denkt, wie man einen Entschluß faßt, so 
muß ich sagen: wäre dieser Jemand allen gänzlich unbe¬ 
kannt gewesen, wäre er plötzlich irgendwoher aufgetaucht, 
so würde dieses Ereignis nicht möglich gewesen sein. Wor¬ 
auf ist es zurückzuführen, meine Herren, wo soll man die 
Ursache dafür suchen, daß diesem Manne, der später im 
geschichtlichen Register als Josef Pilsudski bekannt wird, 
alle Gewalt übertragen wurde? Warum übertrug man ihm 
diese Gewalt in einer Weise, die so der Vernunft, der Über¬ 
legung und der gegenwärtigen Logik zuwiderläuft? Warum 
ein Diktator Polens, der seine Herrschaft durch keinerlei 
Gewalt, durch keine agitatorische Tätigkeit aufzuzwingen, 
der keine Popularität durch dieses oder jenes Auftreten zu 
erwerben suchte? Woher also diese Erscheinung? Wenn ich
	        
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