Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

AUS DER ZEIT DER ZURÜCKGEZOGENHEIT IN SULEJOWEK 131 
Nach Ansprachen des Abgeordneten Antoni Anusz, 
des Gastgebers des Banketts9 des Redakteurs Kola- 
kowski9 des früheren Ministerpräsidenten Jedrzej 
Moraczewski9 des Professors Michalowicz und des Se¬ 
nators Boleslaw Limanowski hielt der Marschall fol¬ 
gende Rede: 
Geehrte Herren! 
In den Ansprachen, die ich hier hörte, klangen Töne an, 
die ich nicht anschlagen will, Töne, wie ich sie nicht mehr 
gewöhnt bin. Fast fünf Jahre hindurch verbrachte ich meine 
Zeit mit einer Tätigkeit, bei der ich nicht frei war, nicht 
frei sein konnte; denn das Amt, das ich in Polen inne¬ 
hatte, drückte mir stets das Siegel des Schweigens auf die 
Lippen. Denn ich war der Repräsentant, und schlecht er¬ 
füllt der Repräsentant sein Amt, wenn er nur an sich 
denkt und nicht an andere, nicht an diejenigen, die zu ver¬ 
treten er verpflichtet ist. Infolgedessen mußte ich inmitten 
der verschiedensten scheußlichen Märchen, der verschie¬ 
densten Legenden, der verschiedensten, manchmal lächer¬ 
lichen Berichte über mich leben, die um mich entstanden 
und doch so weit von jenem wirklichen, bescheidenen Men¬ 
schen entfernt waren, der hier vor Ihnen steht. Wenn ich 
heute, an dem Tage vor Ihnen stehe, an dem ich — wie ich 
es für mich ausdrücke — wieder Bürger der freien und 
für mich leichten Luft geworden bin, so möchte ich zu¬ 
nächst den Veranstaltern des heutigen Essens herzlich da¬ 
für danken, daß ich in meiner ersten, sozusagen jungfräu¬ 
lichen, ungezwungenen Rede einige Meinungen ausdrücken 
kann, die vorher im Munde eines Mannes, welcher ein 
repräsentatives Amt innehat, unpassend geklungen hätten. 
Geehrte Herren! Unwillkürlich wendet man sich der 
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