Volltext: Józef Piłsudski Reden und Armeebefehle (Band IV / 1936)

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REDEN UND ARMEEBEFEHLE 
ste Qual, als die schlimmste Zwangsarbeit in Erinnerung, 
die ich mit Ihnen zusammen erleben mußte. 
Hat irgend jemand von Ihnen diese meine innere Skla¬ 
verei gemerkt? 
Dieses Jahr halte ich für verloren durch die Kamerad¬ 
schaft, durch die herzliche Liebe zu Euch. Man hätte sei¬ 
nen eigenen Weg gehen müssen. Erst nach einem Jahr 
konnte ich zur Ausführung meines Entschlusses schreiten, 
obgleich ich sie ein Jahr früher unter weit besseren Bedin¬ 
gungen für das Volk hätte vollziehen können. Das war mein 
zweiter Entschluß, ein Entschluß politischer Art, den ich 
in den ersten Tagen des August 1915 zu fassen suchte. Das 
war meine Rechnung: eine Bridgepartie beginnen, Polens 
Wert gegenüber meinen Partnern höher ansetzen, überall 
auf Hausse, niemals auf Baisse spielen und denjenigen am 
stärksten unterstützen, der am höchsten spielt. 
Lange bemühte ich mich, dieses Ziel auf verschiedenen 
Wegen zu erreichen. Meine Bemühungen haben mich im 
Stich gelassen, und in schmerzvollem inneren Kampf kehrte 
ich wiederum zu derselben Rechnung zurück: In Polen 
muß ein Wechsel erfolgen, so kann es nicht bleiben, die 
Sache muß in der gegenwärtigen Lage irgendwelche Ver¬ 
änderungen erfahren, man muß sich auf ein neues Spiel 
von anderer Art, von anderen Werten und — sagen wir es 
offen — mit anderen Mitteln vorbereiten. 
Der dritte Entschluß, den ich faßte, war der Entschluß, 
in den Staatsrat traurigen Gedenkens einzutreten. Auch 
hierbei will ich Ihnen, meine Herren, sagen, daß ich es 
gegen mein eigenes Gefühl tat; doch müssen Sie die ver¬ 
wickelte Rechnung des Führers in Betracht ziehen, der 
ganz anders überlegen muß als die anderen, der seine be¬ 
sondere Rechnung hat. Ich tat es gegen mein eigenes Ge¬
	        
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