VORBEREITUNGEN EINER NEUEN OFFENSIVE. DER OPERATIONSPLAN 57
gebenen anzustecken verstand. Diese schöne Führertätig-
keit Tuchatschewskys stellt ihm für immer ein Zeugnis sei¬
ner Befähigung zum Feldherrn mit kühnen Ideen und der
Gabe ihrer energischen Verwirklichung aus.
Ich will mich etwas mit jenem Teil der Entschließungen
Tuchatschewskys befassen, der organisatorische Fragen be¬
trifft und großen Einfluß auf seine Führertätigkeit aus¬
übte. Ich stütze mich hierin hauptsächlich auf die Angaben
von Sergiejew. Es geht dabei um die Verteilung der Kräfte
und Mittel unter die einzelnen Armeen, die Tuchatschewsky
hei Vorbereitung der entscheidenden vor Warschau be¬
endeten Operationen vornahm. In jeder Hinsicht prote¬
gierte Tuchatschewsky ausdrücklich die 15. Armee.
Früher schon erwähnte ich, daß Tuchatschewsky keine
gute Meinung von jenen Divisonen hatte, die schon vorher
ein Jahr lang an unsrer Front kämpften und im Laufe der
Zeit — wenn ich so sagen darf — Respekt vor dem Feind
erworben hatten. Man merkte ihnen eine gewisse Angst vor
uns an. Keine dieser Divisionen wurde für die 15. Armee
bestimmt, sondern die meisten von ihnen kamen zur 16. Ar¬
mee, die unsrer 4. Armee an der Berezyna gegenüberstand.
Diese Maßnahme Tuchatschewskys verurteilte die Richtung
Ihumen—Minsk zu einer Nebenrolle. Das gleiche geschah
im Polesiegebiet, wo er schwache Kräfte zurückließ, die
durch lange erfolglose Kämpfe verbraucht waren. Nach er¬
littenem Mißerfolg während der Maioffensive verschob er
die am stärksten mitgenommenen Divisionen zur 4. Armee,
die sich nördlich der 15. Armee befand, und zur 3. Armee,
die der auserwählten 15. Armee südlich benachbart war.
Gemäß Sergiejew war die 15. Armee auch in bezug auf
Ausrüstung bevorzugt und in weit größerem Maße mit
Hilfsmitteln versehen. Ob es sich nun um Verbindungsmit¬