Volltext: Józef Piłsudski Das Jahr 1920 (Band II / 1935)

274 M. TUCH ÄTSCHE WSKY, DER VORMARSCH ÜBER DIE WEICHSEL 
Infolge Mangels an Transportmitteln bei unsren Truppen sahen 
wir uns genötigt, im weitesten Umfange zur Mobilisierung von 
Fuhrwerk zu greifen. Die 4. Armee mobilisierte gegen 8000, die 
15. und 3. Armee bis 15 000, die 16. Armee aber ungefähr 10 000 
Bauernwagen. Dies bedeutete zwar eine große Belastung der an¬ 
sässigen Bevölkerung, doch die Angst vor dem Überfall der „Her¬ 
ren46 erlaubte uns mit Leichtigkeit zu diesem Mittel zu greifen. 
Die große Zahl von Fahrzeugen ermöglichte unsren Truppen, die 
Operationen schnell und kühn durchzuführen und die rückwärti¬ 
gen Einrichtungen ständig in Gang zu erhalten. Es ist wahr, daß 
dabei ein großes Durcheinander herrschte, trotzdem aher wur¬ 
den unsre Truppen bis zu ihrem Anlangen am Bug und Narew 
stets recht gut mit allem, was sie brauchten, versorgt. 
Nachrichtenmittel zogen wir ebenfalls von allen Seiten zusam¬ 
men, teilweise verfertigte man sie bei der Reservearmee der West¬ 
front. Trotz großen Druckes begannen wir aber die Julioperatio¬ 
nen in dieser Hinsicht ungenügend vorbereitet. Es mangelte an 
Nachrichtenmitteln und schließlich mißlangen die Operationen 
infolgedessen. Ich muß bemerken, daß wir in der Julioperation 
zum erstenmal Operationspunkte und Nachrichtenabteilungen 
der Linientruppen planmäßig in Anwendung brachten. 
Das „weiße44 Oberkommando verblieb ebenfalls nicht untätig 
und ergänzte und verstärkte seine Truppen (Tabelle III). 
In den obenerwähnten Tabellen sind bei unsren Schützen-Divi¬ 
sionen die Reservebataillone der Divisionen mit einbegriffen. 
Deshalb finden sich in den Berechnungen ebenfalls die Reserve¬ 
bataillone der polnischen Kampfregimenter. 
Trotzdem die Gruppierung der polnischen Truppen ein gewis¬ 
ses Streben zur Verstärkung gegenüber unsrem rechten Flügel 
aufwies, konnte man dies nicht als ausgesprochen betrachten, und 
die Gruppierung schien kordonmäßig und passiv. Diese schwa¬ 
chen Seiten der polnischen Armee wurden unsrerseits berücksich¬ 
tigt und in der entscheidenden Julioffensive ausgenützt. 
VI. Das gegenseitige Kräfteverhältnis 
Der Plan der Offensive war dem Maiplan sehr ähnlich. Seine 
Grundlage bildete weiterhin die Absicht, unsren rechten Flügel 
auf Litauen und Ostpreußen zu stützen und die polnischen Kräfte 
in die Polesiesümpfe zurückzuwerfen. So führte die Richtung des 
Hauptstoßes wieder durch das „Tor von Smolensk44. Doch der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.