I
Die Zahl der Streitkräfte
Bei der Analyse der Arbeit Tuchatschewskys kann ich
mich nicht an den von ihm angenommenen Aufbau halten,
sondern muß mit der Untersuchung seiner besonderen mili¬
tärischen Tätigkeit beginnen, die nicht in einem Kapitel ver¬
eint, sondern in verschiedenen Randbemerkungen im Text
oder in besonderen Tabellen verstreut ist. Ich meine hier
die Berechnung, die alle Führer und Stäbe im Kriege ma¬
chen müssen: das Kräftekalkül der eigenen Truppen und
der des Gegners. Diese Arbeit ist nicht so einfach, wie es
scheinen könnte. In jedem Stab gibt es Offiziere, die sich
lediglich mit der ständigen Berechnung der zum Kampf zur
Verfügung stehenden Truppen befassen. Wie kompliziert
diese Berechnungen sind, mag daraus hervor gehen, daß
viele Kriegshistoriker, die doch bei ihren Studien ein reich¬
liches Aktenmaterial übersehen können, das sicherlich nie¬
mandem während des Krieges zur Verfügung stand, sehr oft
bei der Kräfteberechnung derselben Schlacht oder dessel¬
ben Feldzuges voneinander abweichen.
Tuchatschewsky wußte wahrscheinlich, daß man ihm bei
seiner Berechnung unserer Streitkräfte leicht Ungenauigkeit
zum Vorwurf machen könnte. Er entschuldigt sich von
vornherein und behauptet, unsere Berechnung wäre zu
kompliziert gewesen, da wir bei der Kräfteberechnung die
Zahl der Bajonette und Säbel als Grundlage annahmen.
Merkwürdigerweise fand ich in der Kriegsliteratur, welche