DIE SCHLACHT VOR WARSCHAU. DIE POLNISCHE GEGENOFFENSIVE 153
sich um die Frage, ob ich die längs des Stochod und des
Oberlaufs des Styr befindlichen Deckungstruppen zurück¬
nehmen und so auf den geplanten Angriff in nördlicher
Richtung, längs des Ostufers des Bug, verzichten oder bei
meiner bisherigen Absicht verbleiben sollte? Der Fall von
Brzesc, mit dem ich so viele Pläne verband und der so un¬
erwartet eintrat, machte auf mich jedenfalls einen starken
und tiefen Eindruck. Nach vierundzwanzigstündigem Über¬
legen und Zaudern nahm ich aber dennoch Abschied von
meinem bisherigen Plan und erteilte den Befehl zur Räu¬
mung der Stadt Kowel und zur Zurücknahme der 3. Armee
an den Bug-Fluß.
VIII
Die Schlacht vor Warschau. Die polnische
Gegenoffensive
Am 2. August kehrte ich von Chelm nach Warschau zu¬
rück, wo ich eine bedeutend ängstlichere Stimmung vorfand
als bei meiner Abreise. Der Narew-Fluß, das letzte Flu߬
hindernis, das Warschau gegen Norden und Osten schützte,
war fast ganz im Besitz des Feindes und tags darauf fiel
Lomza, während unsre ganze 1. Armee auf die Hauptstadt
zurückging. Am Bug-Fluß standen noch die Truppen uns¬
rer 4. Armee und der Polesie-Gruppe in heißem Kampfe,
wobei sich der linke Flügel der 4. Armee infolge des Vor¬
marsches der 15. und eines großen Teiles der 3. Sowjetarmee
längs des Bug nach Westen abbog. Weiter südlich gingen
ohne Druck seitens des Feindes die 3. und Teile der 2. Ar¬
mee meinem Befehl gemäß auf den Bug zurück. Der Kampf
mit der Reiterei Budiennys flaute ab. Wir nahmen ihm