Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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selbst empfahl den Priestern seiner Stiftung das Studium die 
ser Werke. 
Die Väter de la Barde und Gibieuf führen die neue Lehre 
in das Oratorium ein, sie gehören zu den ersten Freunden und 
Anhängern, die Descartes in Paris gewinnt. Seine Philosophie 
erscheint diesen Priestern in voller Uebereinstimmung mit Augustin 
und dem Christenthum, sie finden in ihr das ersehnte und will 
kommene Mittel, die Religion mit der Philosophie, das Christen 
thum mit der Bildung der Zeit auszugleichen. In diesem Geiste 
schreibt Andre Martin unter dem Namen Ambrosius Victor seine 
„philosophia christiana“ (1671), womit er Malebranche die 
Bahn bricht. Er gilt als dessen Vorläufer und Lehrer. Bei 
den Jesuiten gilt Malebranchc als Atheist, wie Descartes. Wie 
Bourdin gegen Descartes, so hat später der Jesuit Hardouin ge 
gen Malebranche geschrieben und in seiner Schrift „athei detecti“ 
Andre Martin als denjenigen bezeichnet, der zuerst unter den Vä 
tern des Oratoriums den Atheismus gelehrt habe und darin Ma 
lebranche vorangegangen sei. 
Die Verfolgungen, die unter dem herrschenden Einfluß der 
Jesuiten die Lehre Descartes' in Frankreich erfährt, bedrohen na 
türlich auch das Oratorium, diesen theologischen Hauptsitz des 
Cartesianismus, und die Oberen selbst, um die Congregation vor 
dem Untergange zu bewahren, müssen deren Mitglieder warnen, 
den Geist dieser verderblichen Philosophie im Oratorium weiter zu 
pflegen. Jetzt zeigte sich, wie tief die Lehre Descartes' in den 
Priestern des Oratoriums Wurzeln geschlagen hatte. Den Obe 
ren wurde geantwortet: „wenn der Cartesianismus eine Pest ist, 
so sind wir mehr als zweihundert davon angesteckt." Es war im 
Jahr 1678, drei Jahre nachdem Malebranche mit seinem Haupt 
werk aufgetreten war, als das Oratoriuin Jesu so unumwunden 
seine Theilnahme an der Lehre Descartes' aussprach.
	        
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