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IV.
Die Lösung der Widersprüche.
Uebergaug zu Leibnitz.
Die Widersprüche liegen am Tage. Sie folgen sämmtlich aus
der Natur und dem Charakter des Systems: aus dieser Vereini
gung des Rationalismus, der alles Irrationale ausschließt, und
des Naturalismus, der Alles verneint, was dem Begriff der blo
ßen Causalität widerstreitet.
Mit dem Wesen Gottes streitet die Liebe Gottes zu sich selbst;
mit der göttlichen Causalität streitet die menschliche Freiheit. Mit
dem Begriff der Substanz streitet deren Erkennbarkeit durch den
menschlichen Geist; die Erkenntniß der Substanz durch den mensch
lichen Geist widerstreitet der Natur des letzteren, dem Begriffe des
Modus. Mit dem Begriffe des Körpers streitet die Möglichkeit
der Empfindung; sie widerstreitet ebenso sehr dem Begriffe des
Geistes: sie ist weder in dem Geist, als dem Gegentheile des
Körpers, noch in dem Körper, als dem Gegentheile des Geistes,
möglich. Also streitet die Möglichkeit der Empfindung und damit
auch die Möglichkeit der inadäquaten Ideen mit dem Verhältniß
zwischen Geist und Körper, welches selbst eine Folge ist des Ver
hältnisses zwischen Denken und Ausdehnung. Also streitet die
inadäquate Erkenntniß mit dem Verhältniß der Attribute. Endlich
das Verhältniß zwischen Substanz und Modus streitet mit der
Immanenz der Substanz, die den regulativen Grundbegriff des
ganzen Systems ausmacht.
Dieses System der Erkenntniß ist mit diesem System der
Naturordnung nicht zu vereinigen: dieser Rationalismus nicht mit
diesem Naturalismus.