Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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los und chimärisch verwirft und zwar mit aller Aufrichtigkeit, mit 
vollster Ueberzeugung. Dennoch giebt es unter allen Gegnern 
Spinoza's keinen, der ihm näher gekommen, unter allen Carte- 
sianern keinen, der den Grundgedanken des Spinozismus so au 
genscheinlich hervorgearbeitet hätte als Malebranche. Indem er 
vor ihm flieht, fällt er ihm in die Hände. 
Seine Lebensschicksale waren ganz dazu angethan, diesen 
philosophischen Charakter eines augustinischen Cartesianers in Ma 
lebranche zu erziehen. Es war seine geschichtliche Aufgabe, das 
augustinische Element in der Lehre Descartes' mit religiösem Ei 
fer zu ergreifen und zugleich so folgerichtig zu entwickeln, daß man 
deutlich sah, wie das letzte Ziel dieses Weges nicht Augustin, son 
dern nur Spinoza sein konnte. 
II. 
Leben und Charakter. 
1. Das Oratorium Jesu. 
Die Natur hatte.Malebranche einen feurigen Geist in einem 
kranken, äußerst gebrechlichen und schwachen Körper gegeben und 
ihn damit gleichsam hingewiesen zu einem beschaulichen, nach In 
nen gekehrten Leben. Aus religiöser Neigung und aus Liebe zur 
Contemplation widmete er sich dem geistlichen Berus, und nach 
dem er seine theologischen Studien in der Sorbonne vollendet 
hatte, trat er in seinem dreiundzwanzigsten Jahr (l660) in die 
Congregation der Väter des Oratoriums Jesu, die frei von Or 
densgelübden und ohne klösterliche Zucht als Weltpriester in der 
Einsamkeit der Zelle ein wissenschaftlich beschauliches Leben führ 
ten. In der katholischen Kirche war auch nach dem Concil von
	        
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