Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

wie aus der Freude nothwendig die Liebe folgt, wenn die Idee ihrer 
Ursache ihr einleuchtet, so wird aus der ewigen Freude, wenn die 
Idee ihrer Ursache ihr einleuchtet, nothwendig die ewige Liebe her 
vorgehen. 
4. Die ewige Freude als Erkenntniß der Dinge. 
Worin besteht die beharrliche Freude oder wie kann der 
freudige Affect verewigt werden? Diese Frage enthält den Kern 
der ganzen Sittenlehre Spinoza's, den Kern seines ganzen Sy 
stems. Es kommt darauf an, den Uebergang zu finden von der 
vergänglichen zur ewigen Freude, den Zustand beharrlich zu machen, 
in dem die Freude jede Gemeinschaft mit den traurigen Affecten 
aufgiebt. 
So lange ich die Freude aus den einzelnen Dingen schöpfe, 
ist sie beschränkt und vergänglich, wie diese, und darum nothwen 
dig mit der Trauer verbunden. Diese Erscheinung vergeht, die 
mich glücklich machte: so ist meine Freude flüchtig; dieser Mensch, 
den ich liebte, stirbt; dieses Gut, auf dessen Besitz ich stolz war, 
geht mir verloren: so tritt an die Stelle der Freude die Trauer. 
Mithin ist die Freude unvollkommen und unstet, so lange ihr 
Gegenstand die einzelnen Dinge, und ihr Subject das einzelne 
sinnliche Individuum ist, das die Dinge auf sich bezieht und sie 
begehrt nach eingebildeten Werthen. 
Dagegen wird die menschliche Freude vollkommen und ewig 
sein, wenn sie nicht mehr mit den Dingen wechselt, sondern in 
deren wandellosem Zusammenhange ruht; wenn sie nicht mehr 
mit hastiger Hand dieses einzelne Gut ergreift, sondern das ewige 
Wesen selbst erstrebt; wenn der Mensch nicht mehr mit ängstlicher 
Habgier dieses oder jenes an sich reißt, sondern das Göttliche selbst 
mit freudiger Hingebung in sein Gemüth aufnimmt. Vergäng
	        
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