wie aus der Freude nothwendig die Liebe folgt, wenn die Idee ihrer
Ursache ihr einleuchtet, so wird aus der ewigen Freude, wenn die
Idee ihrer Ursache ihr einleuchtet, nothwendig die ewige Liebe her
vorgehen.
4. Die ewige Freude als Erkenntniß der Dinge.
Worin besteht die beharrliche Freude oder wie kann der
freudige Affect verewigt werden? Diese Frage enthält den Kern
der ganzen Sittenlehre Spinoza's, den Kern seines ganzen Sy
stems. Es kommt darauf an, den Uebergang zu finden von der
vergänglichen zur ewigen Freude, den Zustand beharrlich zu machen,
in dem die Freude jede Gemeinschaft mit den traurigen Affecten
aufgiebt.
So lange ich die Freude aus den einzelnen Dingen schöpfe,
ist sie beschränkt und vergänglich, wie diese, und darum nothwen
dig mit der Trauer verbunden. Diese Erscheinung vergeht, die
mich glücklich machte: so ist meine Freude flüchtig; dieser Mensch,
den ich liebte, stirbt; dieses Gut, auf dessen Besitz ich stolz war,
geht mir verloren: so tritt an die Stelle der Freude die Trauer.
Mithin ist die Freude unvollkommen und unstet, so lange ihr
Gegenstand die einzelnen Dinge, und ihr Subject das einzelne
sinnliche Individuum ist, das die Dinge auf sich bezieht und sie
begehrt nach eingebildeten Werthen.
Dagegen wird die menschliche Freude vollkommen und ewig
sein, wenn sie nicht mehr mit den Dingen wechselt, sondern in
deren wandellosem Zusammenhange ruht; wenn sie nicht mehr
mit hastiger Hand dieses einzelne Gut ergreift, sondern das ewige
Wesen selbst erstrebt; wenn der Mensch nicht mehr mit ängstlicher
Habgier dieses oder jenes an sich reißt, sondern das Göttliche selbst
mit freudiger Hingebung in sein Gemüth aufnimmt. Vergäng