Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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*) Eth. IV. Prop. II. III. IV. 
Diesen Gegensatz in der menschlichen Natur müssen wir deut 
lich einsehen, um den Standpunkt Spinoza's und seine Freiheits 
lehre genau und richtig zu fassen. Es ist der Gegensatz der thäti 
gen und leidenden Affecte, der Gegensatz zwischen Erkenntniß 
und Leidenschaft, zwischen Handeln und Leiden. Alles, das allein 
aus der Natur des Menschen folgt, ist unsere Thätigkeit; alles 
dagegen, dasaus unserer Natur und anderen Dingen zugleich folgt, 
folgt nur theilweise aus uns selbst und ist daher nicht unsere Thä 
tigkeit sondern unser Leiden. Der Mensch als ein vermögendes 
Wesen handelt, der Mensch als Ding unter Dingen leidet. 
2. Die Nothwendigkeit des Leidens. 
Wir sind ein Theil der Natur, der für sich allein ohne die 
anderen Dinge nicht begriffen werden kann. Weil wir ein Theil 
der Natur, ein Ding unter Dingen sind, darum sind wir abhängig 
und verhalten uns leidend. Unser Wesen ist eingeschränkt von 
Außen, also auch die Kraft unserer Selbsterhaltung; sie ist nicht 
bloß eingeschränkt, sondern wird von der Macht der äußeren Ur 
sachen unendlich übertroffen. Wir sind ein einzelnes Wesen unter 
vielen. Die vielen sind nothwendig mächtiger, als das einzelne. 
Daher sind wir nicht bloß leidend, sondern vergänglich. Wir sind 
nothwendig ein Theil der Natur, ein Ding unter Dingen, ein 
Glied im Zusammenhange des Ganzen: deßhalb sind wir noth 
wendig leidend, und, soweit wir nicht lediglich aus uns selbst 
handeln, sind wir nur leidend*). 
Wäre der Mensch nicht ein Glied in der Kette der Dinge, 
verflochten in deren Causalnexus, unterworfen den äußeren Deter-
	        
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