Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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ist, wenn er nicht vorher eben dieser Sache wirklich gewiß ist? 
Und was kann es Klareres und Gewisseres geben, das die Richt 
schnur der Wahrheit sein könnte, als die wahre Idee? Fürwahr, 
wie das Licht sich selbst und die Finsterniß offenbar macht, so ist 
die Wahrheit das Kriterium ihrer selbst und des Irrthums*)." 
4. Die Erkenntniß „sub specie aeternitatis“. 
Die adäquate oder vernünftige Erkenntniß betrachtet die 
Dinge, wie sie in Wahrheit sind. In Wahrheit aber sind die 
Dinge nicht vereinzelt und zufällig, sondern in einem ewigen und 
nothwendigen Zusammenhange begriffen. Die adäquaten Ideen 
drücken die Natur aller Dinge, nicht die eines einzelnen Dinges 
aus. Das einzelne Ding entsteht und vergeht, es hat eine zeit 
liche Dauer, die von äußeren und zufälligen Bedingungen abhängt. 
Werden die Dinge in ihrem nothwendigen Zusammenhange be 
trachtet , so werden sie begriffen nicht als zeitliche Erscheinungen 
nach ihrer zufälligen Dauer, sondern als ewige Folgen. Darum 
sagt Spinoza: „es liegt nicht in der Natur der Vernunft, die 
Dinge als zufällig, sondern als nothwendig zu betrachten." „Es 
liegt in der Natur der Vernunft, die Dinge aufzufassen gleichsam 
unter der Form der Ewigkeit**)." 
IV. 
Die theoretische Natur des menschlichen Geistes. 
Aus der Natur des menschlichen Geistes folgt demnach so 
wohl die falsche als wahre Erkenntniß der Dinge. Wir haben 
*) Eth. II. Prop. XLIII. Schol. pg. 109. 110. Vgl. damit 
oben Cap. XX. S. 442. 43. 
**) Ebendaselbst. Prop. XLIV, Coroll. II,
	        
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