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Erkenntniß der zweiten und dritten Art, nicht aber die der ersten 
lehrt uns das Wahre vom Falschen unterscheiden*)." 
3. Die Wahrheit als „norma sui et falsi“. 
Wir erkennen den Irrthum erst durch die Wahrheit. Da 
rum sind wir uns im Irrthum nicht des Irrthums bewußt, wohl 
aber sind wir, sobald wir die Wahrheit erkennen, auch der Wahr 
heit gewiß. Wenn die Wahrheit den Irrthum erleuchtet, so er 
leuchtet sie zugleich sich selbst. Wenn sie den Irrthum erkennbar 
macht als Irrthum, so macht sie zugleich sich selbst erkennbar. 
Denn was ist eine wahre Erkenntniß anderes als die richtige Folge 
einer wahren Erkenntniß? Und was ist die wahre Erkenntniß, 
aus der alle Wahrheiten folgen, anders als jene ursprüngliche 
Idee (Gottes und seiner Attribute), die durch sich selbst klar, ein 
leuchtend, gewiß ist? Diese Idee trägt das Kriterium der Wahrheit 
unmittelbar in sich. Darum können wir die Wahrheit nicht haben, 
ohne zugleich gewiß zu sein, daß wir sie haben. „Wer eine wahre 
Jdeehat, weiß zugleich, daßersiehat, und kann an der Wahrheit der 
Sache nicht zweifeln." „Jeder, der eine wahre Idee hat, weiß- 
daß sie die höchste Gewißheit in sich schließt; denn eine wahre Idee 
haben, heißt nichts anderes als eine Sache vollkommen oder aufs 
Beste erkennen; und an dieser Sache kann man nur zweifeln, 
wenn man die Idee für etwas Stummes hält, wie ein Bild auf 
einer Tafel, und nicht für einen Modus des Denkens, nämlich 
für das Erkennen selbst. Wer kann wissen, frage ich, daß er 
eine Sache erkennt, wenn er nicht vorher die Sache wirklich er 
kennt? Das heißt, wer kann wissen, daß er einer Sache gewiß 
*)' Eth. II, Prop. XLI. XLII.