Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Erkenntniß keine andere Richtschnur hat als die mathematische 
Methode. Das System der wirkenden Ursachen fällt zusammen 
mit dem System Spinoza's, der das Wesen Gottes begreift als die 
erste, einzige, innere, freie Ursache aller Dinge und die Dinge 
insgesammt als nothwendige Folgen aus der Natur Gottes. Das 
allein ist die wahre Erkenntniß. 
Jetzt sehen wir, wie diese wahre Erkenntniß nothwendig aus 
dem menschlichen Geiste hervorgeht. Wir begreifen sie in ihrer 
Entstehung, wie wir vorher die Entstehung der falschen begriffen 
hatten. Es giebt Ideen, welche nothwendig die Ideen der Natur 
aller Dinge in sich schließen: die notiones communes. Diese 
Ideen schließen nothwendig die Ideen der göttlichen Attribute und 
darum die Idee Gottes selbst in sich. 
2. Einbildung, Vernunft, Intuition. 
Den Inbegriff der inadäquaten Ideen nennt Spinoza Mei 
nung oder Einbildung; den Inbegriff der adäquaten nennt er 
Vernunft (ratio). Alle Schlußfolgerungen der Imagination 
wurzeln in unklaren und inadäquaten Ideen, alle Schlußfol 
gerungen der Vernunft in klaren und adäquaten. Was aus 
jenen folgt ist nothwendig falsch; was aus diesen folgt ist noth 
wendig wahr. Nun sind die Principien aller wahren Erkenntniß 
die Idee Gottes und seiner Attribute. Gott ist Ursache seiner 
selbst; jedes seiner Attribute drückt unendliche und ewige Wesen 
heit aus. Darum kann das Wesen Gottes und seiner Attribute 
nur aus sich selbst begriffen, nicht aber aus anderen Begriffen ab 
geleitet werden. Die Idee Gottes und die Ideen seiner Attri 
bute, diese höchsten aller notiones communes, sind daher nicht ab 
geleitete, sondern ursprüngliche Begriffe. Sie werden nicht durch
	        
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