Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Begriffe der einzelnen Dinge. Was in allen Dingen ist oder 
worin alle Dinge übereinstimmen, das ist selbstverständlich nicht 
die Natur oder das Wesen eines einzelnen Dingest Denn das 
einzelne Ding ist zufällig, während der Inbegriff oder die Natur 
aller Dinge nothwendig ist. Die unvollständigen Begriffe der 
Einzeldinge waren die Gattungsbegriffe, die notiones universelles. 
Keiner dieser Begriffe ist adäquat. Keiner drückt die Natur aller 
Dinge aus. Dagegen sind die Begriffe, die etwas vorstellen, 
worin alle Dinge übereinstimmen oder das in Wahrheit allen 
Dingen gemeinschaftlich ist, „notiones communes“. Wie die 
Universalbegriffe nothwendig inadäquat sind, so sind die notiones 
communes nothwendig adäquat. Jene drücken die Gattungen der 
einzelnen Dinge aus, diese die Gemeinschaft aller Dinge. In 
Wahrheit giebt es keine Gattungen. Aber es giebt in Wahrheit 
eine Gemeinschaft der Dinge, einen wirklichen Zusammenhang, der 
alle Dinge in sich begreift. 
Wenn es also im menschlichen Geist notiones communes 
giebt, so giebt es adäquate Ideen und durch dieselben eine adäquate 
Erkenntniß. Und wenn es in der Natur der einzelnen Dinge, in 
der Natur des Körpers etwas giebt, worin alle Dinge, alle Kör 
per übereinstimmen, so muß es im menschlichen Geiste „notiones 
communes“ geben. In der That stimmen alle Geister überein 
in der Natur des Denkens, alle Körper in der Natur der Aus 
dehnung , der Bewegung und Ruhe: alle Dinge darin, daß sie 
Modi sind derselben Attribute und derselben Substanz. Daher 
müssen unter den Begriffen, die aus der Natur des menschlichen 
Geistes nothwendig folgen, auch solche sein, welche vorstellen, was 
allen Körpern, allen Geistern, allen Dingen gemeinschaftlich ist: 
es muß notiones communes geben, also adäquate Ideen und 
adäquate Erkenntniß. Der menschliche Geist ist die Idee seines
	        
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