Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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*) Eth. II. Prop. XXXVI. 
5. Die menschliche Freiheit als Gattungsbegriff 
(Unive rsalwille). 
Was aus inadäquaten Ideen folgt, ist nothwendig auch in 
adäquat. Denn die inadäquaten und verworrenen Ideen sind eben 
so nothwendig verkettet als die adäquaten, klaren oder deutlichen 
Ideen *). Sind nun alle Gattungsbegriffe falsch und verworren, 
so ist ebenso falsch und verworren Alles, das aus Gattungsbegriffen 
folgt oder sich auf dieselben gründet. 
Worauf gründet sich denn die Vorstellung der menschlichen 
Freiheit? Sie gründet sich auf die Vorstellung eines absoluten 
oder allgemeinen Willens, vermöge dessen wir ebenso gut dieses als 
jenes wollen können: auf ein allgemeines Vermögen zu wollen, 
welches nichts Anderes ist als der abstracte Begriff der einzelnen 
bestimmten Willensacte. Der wirkliche Wille des Menschen ist 
seine Begierde, und die Begierde ist in jedem Fall dieses einzelne 
wirkliche Verlangen, das seine bestimmten Ursachen hat, aus 
denen es nothwendig folgt. Abstrahiren wir von den einzelnen, 
bestimmten Willensacten, so bleibt nichts übrig als der allgemeine, 
unbestimmte, leere Wille, das ist der Wille ohne Determination 
und ohne Ursache d. i. der indeterminirte oder freie Mille. Der 
wirkliche Wille ist der bestimmte: dieses einzelne Verlangen, das 
mit Nothwendigkeit folgt aus einer Ursache, die ebenfalls eine 
nothwendige Wirkung ist. Der unbestimmte Wille ist also der 
Wille nach Abzug seiner Wirklichkeit, das ist der unwirkliche Wille, 
der nicht in unserer Natur existirt, sondern nur in unserer Ein 
bildung, ein bloßes „6ii8 itaaginationis“. Der freie Wille ist der 
allgemeine, der Wille als Gattungsbegriff, der sich zu den einzelnen
	        
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