Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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6. Jdeenassociation. Gedächtniß. 
Nun kann der menschliche Körper vermöge seiner Beschaffen 
heit von mehreren äußeren Körpern zugleich assicirt werden; also 
wird auch der menschliche Geist mehrere Ideen zugleich haben, die 
ihm die Existenz mehrerer anderer, äußerer Körper vergegenwär 
tigen. Wie deren Wirkungen oder Affectionen in dem menschlichen 
Körper zusammentreffen, so werden auch die Ideen dieser Affec- 
tionen in dem menschlichen Geiste zusammentreffen und eine Art 
Verbindung (Association) eingehen. Wenn daher der Geist eine 
dieser so verknüpften Ideen von neuem bildet, d. h. wenn sich das 
Object einer dieser Ideen dem Geiste wiedervergegenwärtigt, so 
werden dadurch die anderen mit hervorgerufen, oder der Geist wird 
sich jener anderen wiedererinnern. So folgt aus der Natur des 
menschlichen Geistes das Gedächtniß. So verschiedenartig die 
menschlichen Naturen sind, so verschiedenartig sind ihre Affectio- 
nen, so verschieden daher auch die Jdeencomplexe, in deren Wieder 
holung das Gedächtniß besteht. Die Spuren eines Pferdes werden 
in dem Soldaten die Ideen des Reiters, Krieges u. s. w. her 
vorrufen, in dem Landmann dagegen die Vorstellungen des Pflu 
ges, Ackers u. s. w. Der Zusammenhang unserer Affectionen ist 
zufällig; der Zusammenhang der Dinge ist nothwendig, er kann 
nicht anders sein als er ist. Zufällig ist die Verknüpfung der 
Ideen im Gedächtniß, nothwendig dagegen die Verknüpfung der 
Ideen in der Erkenntniß. Das Gedächtniß ist daher weit entfernt, 
Erkenntniß zu sein*). 
*) Eth. II. Prop. XVIII. Schol. Memoria — concatenatio 
Mearum, naturam rerum, quae extra Corpus humanum sunt, in- 
volventium, quae in mente fit secundum ordinem et concatena- 
tionem affectionum corporis humani.
	        
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