Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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schaft der Einen ist die Habsucht, die der Andern der Ehrgeiz. 
Das sind die Dinge, denen die Menschen gewöhnlich nachjagen: 
Sinnesgenuß, Reichthum, Ehre, auf die Spinoza schon in seiner 
ersten Schrift hinblickt als auf die Güter, welche die gewissesten 
scheinen und die ungewissesten sind*). 
21. DieVerschiedenheit derLeidenschasten in subjectiver 
Rücksicht. 
Wir begehren die Dinge in dem Grade als wir empfänglich 
sind für ihre Affectionen. Darum sind auch die Begierden und 
Leidenschaften verschieden je nach der Empfänglichkeit der begeh 
renden Natur. Die Empfänglichkeit für die Affectionen derselben 
Dingeist nicht bei allen Menschen dieselbe; ja sie ist nicht einmal bei 
demselben Menschen jederzeit dieselbe. Was den einen reizt oder 
erschreckt, findet den Anderen stumpf und gleichgültig. Derselben 
Gefahr gegenüber ist der Eine furchtsam, der Andere kühn. Und 
dasselbe Individuum wird durch dasselbe Object in dieser Lage des 
Lebens ergriffen und hingerissen, in einer anderen abgestoßen, in 
einer noch anderen bleibt es kalt und unempfindlich. Daher sagt 
Spinoza: „verschiedene Menschen können von einem und dem 
selben Gegenstände verschiedenartig erregt werden, und ein und 
derselbe Mensch kann von einem und demselben Gegenstände zu 
verschiedenen Zeiten verschiedenartig erregt werden**)." 
Jede Begierde ist das Streben nach Selbsterhaltung d. h. 
nach Erhaltung und Steigerung des eigenen Vermögens. Das 
Vermögen aber eines Dinges ist sein Wesen. So verschieden da- 
*) Eth. III. Prop. LVI. Dem. Sehol. Vgl. damit oben Cap. 
IX. Nr. I. 3. S. 170 flgd. 
**) Eth. III. Prop. LI. Schol.
	        
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