Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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*) Eth. III. Prop. XXVI. Schob 
**) Ebendaselbst. Prop. XXIX. Schob 
daß wir den eigenen Werth zu hoch anschlagen, daß wir am ersten 
uns selbst überschätzen. Diese Selbstüberschätzung ist der Hoch- 
m u t h (superbia) *). 
12. Humanität und Ehrliebe. Ruhm und Hochmuth. 
Je größer unsere Liebe ist, um so mehr werden wir bestrebt 
sein, deren Gegenstand aus allen Kräften zu erhalten und zu er 
freuen. Nun aber wollen wir vor Allem unser eigenes Dasein 
erhalten und vermehrt sehen. Wir wollen daher so viel Freude 
als möglich erleben, also von den Anderen so viel als möglich er 
freut werden. Diese Anderen werden uns erfreuen, wenn sie uns 
lieben; sie werden um so mehr bestrebt sein, uns Freude zu ma 
chen, je größer ihre Liebe zu uns ist. Darum wollen wir soviel 
als möglich von Allen geliebt werden. Sie werden uns lieben, 
wenn wir die Ursache ihrer Freude sind, d. h. wenn wir ihnen ge 
fallen. Daher das Streben, den Menschen zu gefallen und ihnen 
nach Wunsch zu leben. Dieses leutselige Streben nennt Spinoza 
Humanität. Je mehr wir den Leuten gefallen, um so mehr 
werden sie uns lieben, um so mehr werden sie uns loben, um so 
höher werden sie uns schätzen und überschätzen. Wir wollen ge 
schätzt werden so hoch als möglich. Die Schätzung der Anderen 
ist unsere Ehre. Wir fühlen unser Dasein in demselben Grade 
erhöht, als wir geehrt werden. So folgt aus der Selbstliebe die 
Ehr liebe oder die Sucht nach Ehre (ambitio) **). 
Die allgemeine Hochschätzung wird als Ruhm, die allgemeine 
Geringschätzung als Schmach empfunden. Wer sich geehrt sieht,
	        
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