Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Grund, aus dem so gewaltige und in der menschlichen Gesellschaft 
so folgenreiche Leidenschaften hervorgehen, wie Feindschaft der 
Stände, wie Glaubens- und Nationalhaß u. s. w.*>. 
7. Zorn und Vergeltung. 
Der Haß begehrt die Vernichtung seines Gegenstandes; er 
will ihm schaden; darum erzeugt er nothwendig die Begierde, dem 
Gehaßten so viel Uebles zuzufügen, als er nur immer vermag. 
Diese Begierde nennt Spinoza Zorn. Wir hassen den anderen, 
weil er uns beschädigt hat. Wir wollen ihn wieder beschädigen. 
Er soll, durch uns empfinden, was wir durch ihn empfunden haben. 
Er soll nicht bloß leiden, sondern ebenso sehr als wir. Daher 
wollen wir dem Anderen genau dasselbe Uebel anthun, als er uns 
angethan hat. Der Haß fordert Auge um Auge, Zahn um Zahn. 
Er will das Uebel nicht bloß erwiedern, sondern vergelten. Diese 
Begierde ist die Rachsucht"). 
8. Neid und Schadenfreude. 
Nehmen wir nun, daß die Menschen von Natur einander 
feindlich sind, daß jeder durch das Dasein des Anderen sein eignes 
gemindert und bedroht fühlt, so folgt, daß die Menschen von Na 
tur geneigt sind, sich gegenseitig zu hassen und darum jedes fremde 
Glück schmerzlich und jedes fremde Unglück freudig zu empfinden. 
Jene Gemüthsbewegung ist der Neid, diese die Schaden 
freude*"). 
*) Eth. III. Prop. XLV. Dem. Prop. XEVI. 
**) Eth. III. Prop. XL. Coroll. II. Schol. 
*•**■) Ebendaselbst. Prop. XXIV. Schol.
	        
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