Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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unserer Liebe sein muß. Wir werden daher lieben, was den Ge 
liebten erfreut, und hassen, was ihn traurig macht. Da nun die Ur 
sache seiner Freude nothwendig auch Gegenstand seiner Liebe ist, 
so werden wir lieben, was er liebt, und hassen, was er haßt. Diese 
Gemüthsbewegungen folgen ebenso nothwendig aus der Natur der 
Liebe, als diese aus der Freude und diese aus der Begierde folgt, 
das eigene Dasein zu erhalten und zu vermehren*). 
Mit derselben Nothwendigkeit folgen die entgegengesetzten Ge 
müthsbewegungen aus der Natur des Hasses. Was den Gegen 
stand unseres Hasses zerstört, ist uns erfreulich; dagegen peinlich 
Alles, was ihn erhält. Was ihn drückt, steigert unser Selbstge 
fühl und erregt unsere Freude; was ihn steigert und freudig er 
regt, empfinden wir drückend und schmerzlich. Die Ursache seiner 
Freude ist zugleich Ursache unserer Trauer, die Ursache seiner 
Trauer ist zugleich Ursache unserer Freude. Also müssen wir hassen, 
was er liebt, und lieben, was er haßt**). 
6. Nationalhaß. 
Nun lieben wir unter den Wesen unseresgleichen insbesondere 
diejenigen, mit denen wir verbunden sind, und in Gemeinschaft 
mit denen wir unser Dasein erhalten und gestärkt fühlen. So 
liebt jeder die Genossen seiner Familie, seines Standes, seines Volks, 
seiner Religion. Wir müssen aber hassen, was den Gegenstand 
unserer Liebe haßt oder was er haßt. Daraus erklärt sich der ge 
meinschaftliche Haß, an dem wir theilnehmen als Glied dieser Fa 
milie, dieses Standes, dieses Volks, dieser Kirche. Hier ist der 
*) Eth. III. Prop. XIX. XXI. XXII. XXV. 
**) Ebendaselbst. Prop. XX. XXIII. XXIV. XXVI,
	        
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