Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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digen Ordnung der Dinge weder Ausnahmen noch Fehler. Er 
begreift die menschliche Natur als eine nothwendige Folge in dem 
Causalzusammenhang der Dinge und die Leidenschaften als eine 
nothwendige Folge der menschlichen Natur. „Ich komme wieder 
auf die Moralisten zurück ," sagt Spinoza in der Einführung des 
dritten Theiles der Ethik, „welche die menschlichen Gemüthsbewe 
gungen und Handlungen lieber verabscheuen oder belachen als be 
greifen wollen. Diesen Leuten wird es ohne Zweifel seltsam er 
scheinen , daß ich die Fehler und Thorheiten der Menschen in geo 
metrischer Weise behandeln und die Dinge methodisch beweisen will, 
die sie als vernunftwidrig, eitel, ungereimt und abscheulich ver 
schreien. Indessen ist diese Methode die meinige. Es giebt nichts 
in der Natur, das man einem Fehler derselben zuschreiben 
könnte; denn die Natur ist stets dieselbe und überall ist ihre 
Macht und ihr Wirkungsvermögcn dasselbe eine; das heißt: die 
Gesetze und Regeln der Natur, nach denen Alles geschieht und 
seine Formen wechselt, sind überall und immer dieselben, und ebenso 
muß auch die Erkenntniß der Natur aller Dinge, wie immer sie 
beschaffen sein mögen, eine und dieselbe Methode befolgen, näm 
lich die Dinge zu erklären nach den allgemeinen Gesetzen und Re 
geln der Natur. So folgen die Affecte des Hasses, Zornes, Nei 
des u. s. w. aus derselben Naturnothwendigkeit und Macht als 
die anderen einzelnen Erscheinungen; sie haben gewisse Ursachen, 
durch die sie erkannt werden, und gewisse Eigenschaften, die un 
serer Erkenntniß ebenso würdig sind als die Eigenschaften irgend 
einer anderen Sache, deren Betrachtung uns bloß ergötzt. Dar 
um werde ich über die Natur und Gewalt der Leidenschaften und 
über die Macht des Geistes in Betreff der Leidenschaften nach der 
selben Methode handeln, als vorher über Gott und das Wesen des 
Geistes, und ich werde die menschlichen Handlungen und Begier
	        
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