Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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und Modi *)." Er sagt: „nichts existirt in Wirklichkeit als Sub 
stanz und Modi, und die letztem sind nichts anderes als Asser 
tionen der Attribute Gottes **).“ Ohne Zweifel folgt aus die 
sen Sätzen die Realität der Attribute, die Erdmann bestreitet. 
Nach seiner eigenen Erklärung folgt aus den angeführten Sätzen 
die Realität der Modi. Wo aber bleibt diese von ihm selbst be 
jahte Realität, wenn die Modi oder die einzelnen Dinge seiner 
Meinung nach bloß in unsere Imagination fallen? 
Die Modi sind Modi der Attribute Gottes. Sie gehören 
also zweifellos zu den Attributen. Wenn nun die Attribute (nach 
Erdmann's Erklärung) bloß in den Verstand fallen, wie können 
die Modi, die ja den Attributen angehören, einem anderen Ver 
mögen als dem Verstände, nämlich der Imagination zufallen? 
Um die Sache in dem bezeichneten Bilde auszudrücken: wir sehen die 
blaue oder gelbe Kreisfläche getheilt in viele Segmente; wir sehen 
ein blaues Segment. Das Segment sieht nur die Imagination; 
daß es blau ist, sieht nur der Verstand. Wie ist es möglich, 
eine aus Verstand und Einbildung so gemischte Betrachtungsweise 
zu denken, geschweige zu haben? 
Nun erklärt zwar Erdmann, daß die Modi nicht als solche 
in die Imagination fallen, sondern nur sofern sie als Einzeldinge 
betrachtet d. h> isolirt und verselbständigt werden. Dieß ist rich 
tig. Aber so betrachtet, sind die Modi nicht mehr Modi und ihr 
Inbegriff nicht mehr natura naturata. Und eben hier liegt der 
Irrthum. Was von der natura naturata gilt, gilt von den 
Modis, deren Inbegriff sie ist. Was von den Einzeldingen gilt, die 
ohne Zusammenhang betrachtet werden, das gilt nicht von der 
*) Eth. I. Prop. IY. Demonstr. Vgl. oben Seite 275. 
**) Ebendas. Prop. XXVIII. Demonstr. Vgl. oben Seite 309,
	        
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