Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

der Ausdehnung, von dem Weltganzen in Rücksicht der Attribute 
überhaupt. Gäbe es also diese Modi nicht, so wäre damit auch 
oer Begriff der Substanz außer Kraft; darum sind diese Modi 
unendlich und nothwendig und müssen es sein. 
Spinoza wird von einem seiner Freunde brieflich gefragt, 
was unter den unendlichen und nothwendigen Modisicationen zu 
verstehen sei; er antwortet: „die Beispiele, die Du verlangst, 
sind erstens im Denken der vollkommen unendliche Verstand, in 
der Ausdehnung dagegen Bewegung und Ruhe; zweitens die 
Form des Weltganzen, die bei dem unendlichen Wechsel der Dinge 
dennoch immer dieselbe bleibt*)." 
4. Die Sätze der Ethik. 
Hieraus erklären sich die Sätze der Ethik, welche die unend 
lichen Modisicationen betreffen. Was aus dem Wesen der Sub 
stanz (Gottes) begriffen wird als ewige Folge, das ist in seinem 
Dasein nothwendig und unendlich. Das Wesen der Substanz be 
steht in den Attributen. Was also aus der Natur eines Attributs 
nothwendig folgt, ist in seinem Dasein nothwendig und unendlich. 
Aus der Natur jedes Attributs folgt der Inbegriff aller seiner Modi. 
Dahkr sind die Modi in diesem Sinne nothwendig und unendlich. 
Und ebenso ist Alles, was aus dem Zusammenhange aller Modi 
als ewige Folge begriffen wird, nothwendig und unendlich. Mit 
hin ist jedes unendliche und nothwendige Dasein (aber auch nur 
*) Denique exempla, quae petis, primi generis sunt in 
cogitatione intellectus absolute inflnitus, in extensione autem 
motus et quies; seeundi autem facies totius TJniversi, quae, 
quamvis inünitis modis variet, manet tarnen semper eadem. 
Ep. EXXI. Op. I. pg, 675.