Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Worten: welches sind die Beschaffenheiten, die dem Wesen Gottes 
nothwendig zukommen? 
Hier treffen wir auf eine Schwierigkeit, die auf den ersten 
Blick wie ein unlösbarer Widerspruch aussieht. Es scheint, 
daß wir uns in eine Unmöglichkeit einlassen, indem wir versuchen 
wollen, das Wesen Gottes überhaupt näher zu bestimmen. War 
nicht bereits ausgemacht, daß dieses Wesen alle Realität in sich 
begreift, daß jede Bestimmung einen Mangel an Realität ausdrückt 
und darum einer Verneinung gleichkommt, daß also das Wesen 
Gottes keinerlei Bestimmung duldet und gedacht werden muß als 
ans absolute indeterminatum ? Dieser Begriff steht fest und 
darf durch nichts ungültig gemacht werden. Jetzt heißt die Frage: 
welches sind die bestimmten Beschaffenheiten Gottes? Wie auch 
die Antwort ausfällt, so scheint, daß durch jede wirkliche Beschaf 
fenheit das Wesen Gottes bestimmt und dadurch verneint wird. 
So gerathen wir in der That, wie die Sache zunächst liegt, 
in ein bedenkliches Dilemma. Entweder muß das Wesen Gottes 
vollkommen bestimmungslos oder so gedacht werden, daß ihm be 
stimmte Beschaffenheiten zukommen, daß es in bestimmten Be 
schaffenheiten besteht. Auf jeder Seite dieser Alternative, die keinen 
dritten Fall erlaubt, finden wir uns von einer Unmöglichkeit be 
droht. Ist Gott ohne alle Beschaffenheiten , wie kann die bestimmte 
Natur der Dinge nothwendig aus ihm folgen, wie kann dieses be 
stimmungslose Wesen noch die Ursache aller Dinge sein: die Cau- 
salität, als welche Gott nothwendig gedacht werden muß? Wo 
bleibt das Wesen Gottes? Sind es aber bestimmte Beschaffen 
heiten, die das Wesen Gottes ausmachen, wo bleibt das eus ab 
solute indeterminatum ? 
Fassen wir die Frage zunächst in den Ausdruck Spinozas. 
Was der Verstand von der Substanz erkennt, als deren Wesen
	        
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