Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Dieser Gott ist Alles in Allem. Außer ihm giebt es nichts, 
worauf er sich beziehen oder wozu er sich als zu einem Anderen 
verhalten könnte, er wäre sonst nicht das vollkommen unendliche, 
sondern ein besonderes und darum endliches Wesen, wie erhaben 
und geistig dasselbe sich die menschliche Einbildungskraft auch im 
merhin vorstellt. Damit fällt die Vorstellungsweise des Mono 
th ei smus. Hier hat Gott zwar keine andern Götter neben sich, 
aber er hat die Welt neben oder unter sich: sie ist außer ihm, und 
in dieser seiner Jenseitigkeit ist er selbst ein abgesondertes Wesen. 
So ist er nicht in Wahrheit unendlich. Der Monotheismus be 
schränkt Gott und ist deßhalb nach den Begriffet: Spinoza's dessen 
Verneinung. 
2. Der Polytheismus. 
Ist aber Gott überhaupt kein besonderes Wesen, so darf man 
ihn nicht den Bedingungen des endlichen Daseins unterwerfen 
und in menschliche Attribute einkleiden; so darf er in keiner Weise 
individualisirt werden, denn das hieße ihn geradezu den Schranken 
der Endlichkeit preisgeben. Darum ist der religiöse Anthropomor 
phismus, weit entfernt eine Darstellung des göttlichen Wesens 
zu sein, vielmehr die Verneinung desselben, und zwar eine weit rohere 
als der Monotheismus war, denn er zersplittert die Einheit Got 
tes in eine Vielheit endlicher Individuen. Damit fallen die Vor 
stellungen desPolythei smus als wesenlose Idole, in denen sich 
der unklare Verstand das Göttliche einbildet. Der Gott Spinoza's 
ist weder der Monos jenseits der Welt noch ein Individuum, das 
die Menschen nach ihrem Bilde gemacht haben. Dem weltlosen 
Gott mangelt die Welt, darum ist er unvollkommen, und die 
Götter in menschlichen Gestalten sind geradezu endlich. Das voll-
	        
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