Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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litslt besteht die Macht Gottes. Da es nun außer dem Wesen Got 
tes keine Ursache göttlicher Wirksamkeit giebt, so können wir die 
Macht Gottes von seinem Wesen nicht unterscheiden; seine Macht 
ist eben sein Wesen: „Dei potcntia est ipsa ipsius essentia“ *), 
II. 
Freiheit und Nothwendigkeit. 
1, Widerspruch und Lösung. 
Hier aber treffen wir eine Schwierigkeit in dem Begriffe 
Gottes, die erst gründlich aufgelöst sein muß, bevor wir fortschrei 
ten können. Es steht fest, daß alle Dinge aus der Nothwendig 
keit der göttlichen Natur folgen, aus ihr allein. Das heißt: Gott 
ist die nothwendige Ursache aller Dinge. Zugleich ist ausgemacht, 
daß Gott die freie Ursache aller Dinge ist. Eine andere Definition 
aber ist die der Nothwendigkeit, eine andere die der Freiheit. So 
scheint der Begriff Gottes sich in eine offenbare Antinomie verstrickt 
zu haben, denn es wird von ihm Entgegengesetztes behauptet, da 
Gott sowohl die nothwendige als die freie Ursache aller Dinge 
sein soll. 
Zn der That ist der aufgedeckte Widerspruch nur scheinbar 
und bereits durch die festgestellten Begriffe gelöst. Es giebt eine 
Nothwendigkeit, welche gleichkommt der Nöthigung oder dem 
Zwange. Ich handle gezwungen und in diesem Sinne nothwen 
dig, wenn ich von der Einwirkung einer mir fremden Ursache ab 
hängig bin. Wir wollen diese Nothwendigkeit die äußere oder be 
dingte nennen: das ist der Begriff, den Spinoza im Gegensatz zu 
*) Eth. I. Prop. XXXIV. pg. 68.
	        
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