Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Hier haben wir den Grundgedanken der Ethik, die somit der 
Anlage nach schon in diesem Lractate feststeht. 
Zugleich erhellt aus der angeführten Stelle, wie weit Spinoza 
bereits von Descartes entfernt ist. Die Einheit des Geistes mit 
der gesammten Natur ist nur möglich, wenn in der gesummten 
Natur die Einheit von Denken und Ausdehnung stattfindet, wenn 
in dem ewigen und unendlichen Wesen die beiden Attribute ver 
einigt sind. Hier ist der ausgesprochene Gegensatz gegen den car- 
tesianischen Dualismus. Jene Einheit des Geistes mit der ge 
sammten Natur ist nur dann erkennbar, wenn die ewige Ord 
nung der Dinge d. h. überhaupt Alles erkennbar, also nichts un 
erkennbar ist: wenn uns das göttliche Wesen selbst klar und deut 
lich einleuchtet. Hier zeigt sich der vollkommene Rationalismus 
Spinoza's gegen den unvollkommenen und dualistisch beschränkten 
der cartesianischen Lehre. 
Diese tiefgreifenden Differenzen, die andere in ihrem Ge 
folge haben, machen sich selbst in jener Schrift bemerkbar, in wel 
cher Spinoza nichts anderes darstellen wollte als die Principien 
Descartes'. So läßt sich auch dieses Werk, welches dem Tractate 
folgt, aus dem Gesichtspunkte des letzter» am besten erleuchten. 
2. Die Erkenntniß als methodisches Denken. 
Jetzt erst erblicken wir die Aufgabe des Tractats in ihrem 
vollen Lichte. Das Ziel ist der Besitz des ewigen Guts d. i. die 
Liebe zu Gott, gegründet auf die Erkenntniß der Weltordnung 
oder des ewigen Zusammenhangs der Dinge. Im Ausgangspunkt 
des Weges, am weitesten von dem Ziele entfernt finden wir das in 
die Begierden nach den Gütern der Welt, nach Sinnengenuß, 
Reichthum, Ehre versenkte Gemüth, den durch diese Gemüthsver- 
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