Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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3. Die Ethik. 
Der Weg der wahren Erkenntniß, den die Abhandlung über 
die Berichtigung des Verstandes fordert, ist unverkennbar die ma 
thematische Methode. Das Ziel, welches Spinoza in jener Schrift 
sucht und sich zur Lebensaufgabe setzt, ist die Erkenntniß des höch 
sten, unvergänglichen Guts, also des ewigen Wesens, in dessen 
Betrachtung wir aufhören, Vergängliches zu begehren, und darum 
frei werden von der Herrschaft der Leidenschaften und Begierden. 
Diese Freiheit durch die Erkenntniß: das ist die Aufgabe. Und die 
Lösung dieser Aufgabe ist Spinozas System: die Sittenlehre 
nach geometrischer Methode. 
Durch die Erkenntniß zur Freiheit! Das Ziel bestimmt den 
Weg. Wovon wir uns zu befreien haben, sind unsere Leiden 
schaften , in deren Macht unsere Ohnmacht besteht. Diese Ohn 
macht ist unsere Unfreiheit, unsere Knechtschaft. Aber die Leiden 
schaften folgen aus der Natur des menschlichen Geistes, wie dieser 
aus der Ordnung und Natur der Dinge, die selbst aus dem ewigen 
Wesen Gottes folgt. Also wird die methodisch geordnete Er 
kenntniß vor allem das Wesen Gottes begreifen müssen, daraus 
die Natur und den Ursprung des menschlichen Geistes, daraus 
den Ursprung und die Natur der Leidenschaften, daraus die mensch 
liche Knechtschaft oder die Gewalt der Äffecte und endlich die 
Macht der Erkenntniß oder die menschliche Freiheit. Das sind die 
fünf Theile der Sittenlehre Spinoza's 
optimi imperant, debet institui, ne in tyrannidem labatur et ut 
pax libertasque civium inviolata maneat. 
*) Ethica ordiue geometrico demonstrata et 
in quinque partes distinota, in quibus agitur T de Deo, II de na- 
Fitchkr Geschichte der Philosophie. I, 2 -2. Aus!. i >
	        
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