Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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die Absicht, den vielfach mißverstandenen Tractat in einer beson 
deren Schrift zu erläutern, und wünschte, daß ihm Oldenburg 
die Stellen bezeichnen möge, die den Gelehrten besonders anstößig 
gewesen*). Nun zeigen die folgenden Briefe Oldenburgs, daß die 
ser selbst die Bedenken theilt und mit dem Buch seines Freundes 
gar nicht übereinstimmt. Das Wesen Gottes werde der Natur und 
diese der ewigen Nothwendigkeit gleichgesetzt und dadurch ein Fata 
lismus begründet, der die Möglichkeit der Religion, der Freiheit, 
der Vergeltung aufhebe. Das Wunder verliere alle Bedeutung. 
Wo bleibe die Auferweckung des Lazarus, die Auferstehung Jesu, 
die Menschwerdung Gottes, der Opfertod Christi, mit einem 
Worte die Geschichte des Heilands, auf der das gesammte Chri 
stenthum beruhe? Diese Geschichte sei nicht allegorisch, sondern 
buchstäblich zu nehmen. Wäre sie nicht wirklich geschehen, so 
hätte sie nicht so lebendig und so umständlich geschildert werden kön 
nen, wie sie die Evangelien erzählen, z. B. das Wunder der Auf 
erstehung selbst. Die Unbegreiflichkeit der Wunder sei kein Be 
weis gegen ihre Möglichkeit. Bei Gott sei kein Ding unmöglich; 
bei den Menschen dagegen sei nach der natürlichen Schranke ihrer 
Fassungskraft Vieles unbegreiflich, und mehr solche Bedenken auf 
platter Hand**). 
6. Spinoza's Autorschaft. 
Gewöhnlich nimmt man den oben erwähnten Brief an Ol- 
*) Epist. XIX. Dieser Brief ist nicht datirt, muß aber im Herbst 
1675 geschrieben sein. Denn die darin erwähnte Reise Spinoza's nach 
Amsterdam fällt Ende Juli 1675. Und die Antwort Oldenbnrg's auf 
jenen Brief ist vom 15. November 1675. 
**) Vergl. Epist. XX —XXV.
	        
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