Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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und Burmann erklären Spinoza für den gottlosesten Atheisten, 
der jemals gelebt habe. Aehnlich urtheilen selbst Laien, die als 
Freunde der Philosophie gelten wollen. Einer dieser Classe, 
Wilhelm Blyenbergh, ein Kaufmann in Dortrecht, hatte 
nach jener ersten (der Lehre Descartes' gewidmeten) Schrift 
Spinoza's sogar dessen Freundschaft und brieflichen Umgang ge 
sucht und sich als „christlichen Philosophen" bei ihm eingeführt, 
der bestrebt sei, Glauben und Wissen zu vereinigen *). Dieser 
Mann ließ später gegen den theologisch-politischen Tractat auch 
eine Gegenschrift erscheinen: „die Wahrheit der christlichen Reli 
gion" **). Nur in den Verdammungen des Buchs urtheilt er 
nicht wie ein Dilettant. „Das ist ein Buch voll seltsamer und ab 
scheulicher Entdeckungen, die nur aus der Hölle stammen können. 
Jeder Christ und überhaupt jeder Mensch von gesunden Sinnen 
muß über ein solches Buch in Entsetzen gerathen. Der Verfasser 
versucht die christliche Religion zu Grunde zu richten mit allen 
unsern darauf gegründeten Hoffnungen. An ihre Stelle setzt er 
den Atheismus oder höchstens eine natürliche Religion, die von der 
Willkür und dem Interesse der politischen Machthaber abhängt." 
Selbst der gute Colerus gcräth über den theologisch-politischen 
Tractat, in dem er nichts als Hypothesen, lauter „Mitiones prin- 
cipii“ sieht, in einen solchen Zorn, daß er zuletzt in die Worte 
ausbricht: „Der Herr vernichte Dich, Satan, und mache Dich 
stumm!" 
Je erboster und fanatischer die Gegner des Tractats schreiben, 
um so weniger rührte den Verfasser diese Art der Polemik. Er 
konnte gelegentlich sogar mit Heiterkeit den komischen Eindruck 
*) Epist. XXXI (von Blyenbergh). 
**) Die Schrift erscheint im Jahr 1674.
	        
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