Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Spinoza war nicht mehr Cartesianer, als er das Buch schrieb. 
Er wollte als solcher auch nicht nach Außen erscheinen, zugleich 
aber in dem Buche selbst seine Abweichungen verbergen; darum 
überließ er die Herausgabe einem Andern, der in der Vorrede er 
klären sollte, daß der Verfasser in diesem Buche nicht die eigenen 
Lehren vortrage und mit denen, die er vortrage, keineswegs in allen 
Punkten übereinstimme. Es wurden von dem Herausgeber sogar 
gewisse Stellen ausdrücklich als solche bezeichnet, in denen der tie 
fer blickende Leser die Abweichungen entdecken könne. Die Haupt 
differenz, auf die ich später zurückkommen werde, lag in der 
Lehre vonr Willen und von der Natur des inenschlichen Geistes. 
So ist dieses erste Werk Spinoza's entstanden *). Wie er 
selbst mit dem Inhalte desselben nicht einverstanden war, so fühlte 
er sich dem Buche innerlich ftemb und erklärte in einem Briefe, 
der kurze Zeit nach der Herausgabe geschrieben ist, daß er nicht 
mehr über diese Schrift nachgedacht noch sich weiter darum ge 
kümmert habe**). 
III. 
Der theologisch-politische Tr acta t. 
l. Religion, Staat, Philosophie. 
In dem zweiten Werke/ dem einzigen, das er selbst heraus 
gegeben, erscheint Spinoza in seinem eigenen Lichte. Die Frage, 
die er untersucht, ist ihm durch feinen theologischen Bildungsgang, 
den Kampf mit den Rabbinen, die Schicksale, die er erfahren hat, 
*) Epist. IX. (an Oldenburg.) 
**) Epist. XXXIV. (an Wilhelm Blyenbergh.)