Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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nur eine Schrift erscheint, die nicht einmal Spinoza selbst heraus- 
giebt, sondern deren Herausgabe einer seiner Freunde besorgt: 
ein Werk, welches noch dazu seiner eigenen Lehre fremd ist; 
daß die einzige Schrift, die er selbst erscheinen läßt, keinen Ra 
inen trägt und sogar eine falsche Bezeichnung des Druckorts, um 
so viel als möglich den Verfasser geheim zu halten; daß die übri 
gen Werke, die seine eigentliche Lehre enthalten, erst nach seinem 
Tode wagen dürfen, der Welt bekannt zu werden. 
II. 
Die Darstellung der Principien Descartes'. 
1. Veranlassung der Schrift. 
Die erste jener beiden Schriften, die noch bei Lebzeiten 
Spinozas erschienen, war nicht zur Veröffentlichung bestimmt. 
Spinoza hatte nämlich einem jungen Mann, den er in der Philo 
sophie unterrichten, seine eigenen Ansichten aber nicht mittheilen 
wollte, die Lehre Descartes' vorgetragen, in mathematischer Form 
entwickelt und in Dictaten überliefert. Dieser Unterricht fand 
also in einer Zeit statt, wo Spinoza nicht mehr Cartesianer, son 
dern schon in der Ausbildung seiner eigenen Lehre begriffen war. 
Run wissen wir, daß er in Rhynsburg mit einem jungen Men 
schen verkehrte, der von ihm Belehrungen empfing. Simon Vries, 
einer seiner nächsten Schüler in Amsterdam, schreibt den 24. Fe 
bruar 1663 an Spinoza: „Glücklich und dreimal glücklich Dein 
Hausgenosse, der unter demselben Dache mit Dir weilen und beim 
Frühstück, Mittagsessen und Spaziergänge mit Dir über die 
höchsten Dinge sich unterreden kann!" Darauf entgegnet Spinoza: 
„Du brauchst meinen Hausgenossen nicht zu beneiden, denn nie 
mand ist mir widerwärtiger und vor keinem nehme ich mich mehr
	        
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