Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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jahrs aufliefen, wurden pünktlich mit dem Tage bezahlt. Auch 
seine Kleidung war arm und eher vernachlässigt als gepflegt. 
Wer sorgenfrei sein will, muß bedürfnißlos sein können. 
Spinoza hatte sein Leben auf das kleinste Maß menschlicher Be 
dürfnisse zurückgeführt und dadurch fähig gemacht, sich ganz der 
Erkenntniß der Wahrheit hinzugeben. Was er sich in der That 
sparen wollte, war nicht Geld, sondern Bedürfnisse und Sorgen, 
die den Geist gefangen nehmen und in einen 'elenden Zustand 
bringen. Seine Lebensart war die richtige Methode, um die Ge 
müthsruhe zu sichern und sich in kürzester Form mit der Welt 
abzufinden. 
5. Stillleben. 
In dem Verkehr mit seinen Hausgenossen war er freundlich 
und sanft, theilnehmend an ihren Schicksalen, keinem jemals 
lästig, in seinen Gesprächen mild und friedfertig. Zn diesem 
Sinne liebte er es, mit seinen Hausfreunden bisweilen über die 
Sonntagspredigt zu sprechen, die sie gehört hatten. Die Haupt 
sache in der Religion sei ein frommes, friedfertiges und ruhiges 
Leben. Aus diesen Satz kam er gern zurück und ließ im Uebrigen 
die Glaubensvorstellungen der Anderen unangefochten. 
Ich gebe mit den Worten des Colerus ein kleines Bild seines 
häuslichen Stilllebens. „Er blieb den größten Theil des Tages 
ruhig auf seinem Zimmer. Wenn er sich bisweilen von seinen 
tiefen Meditationen zu ermüdet fand, so kam er herunter, um 
sich zu erholen, und sprach mit den Hausgenossen von den ge 
wöhnlichsten Dingen, selbst von Kleinigkeiten. Manchmal zer 
streute er sich bei einer Pfeife Taback, oder wenn er sich eine et 
was längere Erholung gönnen wollte, so sing er Spinnen, die er 
mit einander kämpfen ließ, oder Fliegen, die er in ein Spinnen-
	        
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