Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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Die erste unbedeutende Lebensskizze gab Pierre Bayle in 
seinem Wörterbuch, das sich mit dem Artikel Spinoza den Titel 
„kritisch-historisch", den es führte, nicht verdient hat. Diese 
Skizze wurde im Jahre 1698 von F. Halma ins Niederlän 
dische übersetzt. 
Zwei Jahre später erschien von dem Professor der reformirten 
Theologie Christian Kortholt eine Schrift „über die drei großen 
Betrüger" *). Bekanntlich war im Mittelalter ein Buch dieses 
Titels, das als Gipfel der Ketzerei galt, gegen die Urheber der 
drei monotheistischen Religionen Moses, Christus, Mohammed 
geschrieben worden. Kortholt schrieb das seinige gegen die drei 
naturalistischen Philosophen Herbert, Hobbes, Spinoza. Den 
Geist dieses Buchs zu bezeichnen, genügt ein Satz, der zugleich 
darthut, wie witzig Kortholt sein konnte. Er ist darüber erbost, 
daß Spinoza den Namen Bcnedictus angenommen hat (die latei 
nische Uebcrsetzung des hebräischen Namens Baruch). „Man 
hätte ihn vielmehr Maledictus (den Verfluchten) nennen sollen, 
denn die nach dem göttlichen Fluch im ersten Buch Mosis dornige 
Erde (spinös a terra) hat nie einen verfluchteren Menschen ge 
tragen als diesen Spinoza, dessen Werke mit so viel Dornen 
(spinis) besäet sind. Der Mann war zuerst Jude, aber später 
von der Synagoge ausgcstoßen (änoovvciycoyog) ist er zuletzt ich 
weiß nicht durch welche Ränke und Kniffe unter die Christen ge 
kommen, zu deren Namen er sich bekannt hat." Die Wahrheit ist, 
dass Spinoza das Judenthum verlassen hat, ohne zum Christen 
thum jemals weder öffentlich noch im Geheimen überzutreten. 
Zu diesem Buch hat Sebastian Kortholt, der Sohn des 
Verfassers, eine Vorrede geschrieben, die einige Nachrichten vom 
*) De tribus impostoribus magnis. Hamburg! 1700.
	        
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