Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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feit, der Wille, die Zwecke ausgeschlossen sind, so bleibt für den 
Gottesbegriff keine andere Fassung übrig als die rein naturalistische, 
und wir sind an der Stelle, wo der Naturalismus in seiner rein 
sten dogmatischen Form den Sieg davonträgt über den Augustinis 
mus , mit dem er in Deseartes gerungen und dem er in den Occa- 
sionalisten und Malebranche scheinbar den Platz geräumt hatte. 
In Wahrheit hatte sich der Gottesbegriff immer tiefer und ein 
dringlicher naturalisirt, bis er zuletzt mit dem Begriff der wirken 
den Natur ohne Rest zusammengeht. Zunächst kann das Ziel, 
auf welches die dogmatische Philosophie lossteuert, kein anderes 
sein. Ist Gott die einzig wahrhafte Substanz, so müssen die Dinge 
als seine Modi gelten. Ist die göttliche Causalität die einzig wahr 
hafte Wirksamkeit, so können die Dinge nichts anderes sein als 
Wirkungen Gottes. Je mehr die Dinge mit dem Wesen Gottes 
zusammenfallen, um so mehr muß auch das Wesen Gottes mit der 
Natur der Dinge zusammenfallen, und der Punkt rückt immer 
näher, wo diese beiden Größen einander ganz und ohne Rest decken. 
Zuerst scheint es, als ob Gott und Natur sich wie negative Grö 
ßen verhalten: je mehr die eine an Realität und Macht zunimmt, 
um so mehr verliert die andere. Bei Deseartes, denOeeasionalisten 
und Malebranche war in zunehmender Weise die Realität Gottes 
im Steigen, die der Natur im Sinken begriffen. Die Theologie, 
so scheint es, gewinnt den Sieg vollständig über den Naturalis 
mus. Das Bewußtsein jenes Philosophen selbst hat diesen Sieg 
in Aussicht und richtet sich daher auf Augustin. Aber die Reali 
tät, welche der Gottesbegriff gewinnt, ist dieselbe, welche die 
Natur verliert: es ist die Realität der Natur. Zuletzt ist die Cau 
salität allein bei dem Wesen Gottes. Aber diese Causalität ist 
eben das Wesen der Natur. Die Natur verschwindet scheinbar 
ganz vor unsern Augen, aber sie verschwindet in dem Wesen Got-
	        
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