Volltext: Descartes' Schule [1. Band. Zweiter Theil, zweite völlig umgearbeitete Auflage] (1,2,2 / 1865)

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sind *). Was von allen Dingen gilt, gilt auch von den Körpern: 
sie participircn an dem göttlichen Wesen, ihre Ideen sind Limi 
tationen der Idee Gottes, sie verhalten sich zu Gott, wie unsere 
Begierden zur Liebe Gottes, d. h. sie sind Determinationen oder 
Modisicationen Gottes. 
Nun sind die Körper Modisicationen nur der Ausdehnung. 
Sind sie zugleich Modisicationen Gottes, so muß Gott die Aus 
dehnung selbst sein, er muß die Ausdehnung sein, deren Modi 
die Körper sind, d. h. die wirkliche Ausdehnung. 
Zu dieser Folgerung treibt unwiderstehlich jener occasionalistische 
Satz, den Malebranche in rigorosem Sinne behauptet: daß die 
Dinge ihrer Natur nach völlig unwirksam sind, daß alle Wirk 
samkeit und alle Causalität Gott allein angehört. Hier zieht sich 
der Schluß zusammen, daß die Dinge Wirkungen Gottes sind, 
selbst machtlos, ohne Vermögen sich von Gott zu unterscheiden, 
ohne alle Substantialiät, bloße Modisicationen Gottes. 
Wenn die Dinge an dem Wesen Gottes theilnehmen, wenn 
sie in determinirter, endlicher, unvollkommener Weise sind, was 
Gott in vollkommener, unendlicher, indcterminirter Weise ist, so 
liegt dieser Schluß von der Natur der Dinge auf die Natur 
Gottes offen am Tage: die Dinge sind entweder Geister oder 
Körper, sie sind Modisicationen entweder des Denkens oder der 
Ausdehnung; da sie nun zugleich Modisicationen Gottes sind, so 
ist Gott sowohl Denken als Ausdehnung; er ist die eine und allei 
nige Substanz, als deren Attribute Denken und Ausdehnung be 
griffen werden müssen. Mit diesem Satz sind wir mitten im 
, Spinozismus, zu dem uns die Lehre Dcscartes' durch Geulinr 
und Malebranche hingeführt hat, zu dem Malebranche selbst durch 
’) Vergl, oben Capitel V. Nr. IV. 3. Seite 77 — 80.
	        
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