Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Zu mitternächtlicher Stunde brechen dann Taufende non wilden, 
bärtigen Kriegern auf schwarzen, schnaubenden Rossen aus dem ver¬ 
mauerten Tor hervor und stürmen über die Donau. Zu gleicher Zeit 
wird es auch auf dem jenseitigen Ufer lebendig. Andere wilde Krieger 
empfangen sie mit wüstem Kampfgefchrei und hochgeschwungenen 
Streitäxten. Jm furchtbaren Ringen sausen dann beide Scharen 
zurück und verschwinden im Turm, nur zwei Wächter zurücklassend. 
Jm Innern des Turmes ertönt sodann ein furchtbares Kampfgetümmel, 
dafj die 6rde dröhnt und erbebt. Rote "Flammen züngeln aus den 
"Fenstern und dem Turmdach hervor. Fr st wenn die Uhr Eins schlägt, 
verstummt der Kampf und Waffenlärm. Die Geisterschlacht ist ge¬ 
schlagen, kein Krieger übrig geblieben. Aus dem Turme aber flieht 
dann so viel Blut der Donau zu, datz (ich ihr Wasser dunkelrot färbt. 
Blanche Sagenforscher finden darin eine Erinnerung an den Kampf 
der Nibelungen und Hunnen im Saale der Etzelsburg, wo das Blut 
der Erschlagenen kniehoch den Boden bedeckte. 
(Dgl. Franz Kiesling, Frau Saga im niederösterr. Walduiertel, I. B., Wien 
1924, S. 34; Pöttinger, Tliederösterr. Uolksfagen, Wien, S. 148 f.) 
(fitzSamg) 
38. Die zwei Löwen von Groß-Pöchlarn. 
Reil berichtet in feinem Donauländchen, datz in der Zeit, da noch 
das alte Arelape bestand, den Römern zwei Eöwen einmal aus dem 
Käfig entsprangen und über die Donau schwammen. Am andern 
"Ufer wohnten die Markomannen, die sie einfach mit Knütteln er¬ 
schlugen. Die Römer hatten infolgedessen vor den Barbaren am 
jenseitigen Ufer einen derartigen Respekt, datz sie dieselben lange nicht 
anzugreifen wagten. 
(Geschieht! Beilagen IX., S. 553.) 
(rz&HS) 
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