Volltext: Geschichte der Privat-Taubstummen-Lehranstalt zu Linz in Oberösterreich

niercn bey weiten die Erwartung eines jeden Zu¬ 
schauers. Ein französischer, durchreifender Graf, 
welcher die Vorstellung dieses Drama in Berlin und 
an mehreren deutschen Schaubühnen gesehen hatte, 
äußerte sich, daß nirgends die Nolle des jungen taub', 
stummen Grafen v. Solar so gut gegeben worden wä¬ 
re, als hier zu Linz von dem liebenswürdigen Taub? 
stummen. 
Martin Spmdler, 13 Jahre alt, hat noch 
vortrefflichere Talente als Gniber. Er begnügt sich 
beym Lernen keineswegs mit dem, was ihm von sei¬ 
nen Lehrern gesagt wird, sondern er frägt bey allem, 
was ihm nicht aufs hellste einleuchtet um fernere Auf¬ 
schlüsse und erforscht jeden Gegenstand bis auf feinen 
letzten Grund. Hat er ein Mahl etwas deutlich und 
gründlich aufgefaßt, dann verbindet er mit dieser 
Kenntniß ohne Hülse anderer die dazu gehörigen Be¬ 
griffe, und zieht daraus von selbst die praktischen 
Schlußfolgen. Sein Lernen ist demnach eigentliches 
praktisches, gründliches Auffassen. Zum Beweise 
diene unter mehreren Beyspielen nur dieses. Einst 
gab Reitter den größeren Kindern beym Unterrichte 
im Rechnen eine Multtplication auf, wovon der 
Multiplicandus drey und der Multiplicatorzwey 
Ziffer und zwar 15 enthielt, und erklärte ihnen die 
nöthigen Regeln, nach welchen diese Aufgabe bear¬ 
beitet werden muß. SpiNdler konnte erst addieren, 
-ab aber genau auf alles Acht. Während die andern 
noch unentschlossen dastanden, und überlegten wie 
sie es anfangen müssen, unt die Aufgabe richtig zu ver¬ 
fertigen, schrieb Spiudler ohne alle Beyhülfe oder fer¬ 
nere Erklärung mit aller Schnelligkeit den gegebenen 
Multiplicandus 15 Mahl nach einander an seine
	        
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