Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

ringstc Anleitung erhalten, Taubstumme zu unter¬ 
richten; ja er sah nicht einmahl je in seinem Leben 
eine solche Unterrichtsanstalt. Die ersteren Tage ver¬ 
strichen gänzlich fruchtlos mit den verschiedensten Ver¬ 
suchen. Stundenlang beobachtete er seinen Zögling, 
um den Weg zu erforschen, auf welchem ihm Kennt¬ 
nisse beygebracht werden könnten. Anfangs wählte 
er zu ihrer Belehrung Zeichnungen, Modelle und 
bey der Unzulänglichkeit dieser, insofern es möglich 
war, die wirklichen Naturgegenstände selbst, und 
führte sie vor die Sinne des Mädchens. Endlich 
führte ihn seine längere Beobachtung und die eiserne 
Nothwendigkeit zum allmählichen Gebrauche der Ge¬ 
berdensprache hin. Der Gang war langsam und schwie¬ 
rig , so z. B. verstrichen viele Wochen, ehe er ihr 
verständlich machen konnte, zu welcher Stunde sie wie¬ 
der zu ihm kommen sollte; aber allmählich gelang eS 
ihm doch, ihr mehrere Kenntnisse und Begriffe bey¬ 
zubringen. Dadurch, besonders aber durch die rege 
Lernbegierde des Mädchens und durch die kindliche 
Liebe und Anhänglichkeit, welche sie zu ihrem Leh¬ 
rer und Wohlthäter zeigte, fand sich Herr Reit- 
ter aufgemuntert, wider die Schwierigkeiten, wel¬ 
che ihm allenthalben aufstießen, standhaft zu käm¬ 
pfen , und auf Mittel bedacht zu seyn, sie zu über¬ 
winden. 
Die Aeltern dieses Mädchens waren bey der 
Bemühung ihres Seelsorgers für ihr unglückliches 
Kind keinesweges gleichgültig, und da sie ihm auf 
keine Art ihren Dank bezeigen konnten, so glaubten 
sie, ihm doch wenigstens durch Worte die dankbaren 
Gefühle ihres Herzeus darbringen zu müssen, und 
rühmten überall diese seine liebvolle Sorgfalt an. Da«