Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Wird. Gerade diese Gefühle aber sind eS, welche 
das ganz innere und äußere Wesen des Menschen so 
lieblich verklären, wie die heiteren Strahlen der Mor¬ 
gensonne die bethaute Blumenflur. 
Wir theilen fogern mit irgend einem Menschen 
Freuden und Leiden, doppelt süß empfinden wir die 
ersteren, wenn sie nur Einer unserer Angehörigen 
oder Freunde mitfühlt, leichter tragen wir die letzte¬ 
ren , wenn sie uns herzliche Theilnahme tragen hilft; 
beydes entbehren die unglücklichen Taubstummen. 
Ewige Stille herrscht demnach in ihrem Gemüthe, 
ewige Stille in ihrem ganzen Lebenskreise, und er¬ 
zeugt gewöhnlich jene Stumpfheit des Geistes, die 
sich in ihrem matten Blicke, in der Disharmonie ih¬ 
rer Gcstchtszüge, in ihrem widrigen, kindischen La¬ 
chen, oder geistlosen Hinstarren auf einen nnd den¬ 
selben, oft unbedeutenden Gegenstand, in der Schlaff¬ 
heit ihres ganzen Körpers, und in ihren» schleppen¬ 
den Gange nur zu deutlich äußert. Unbrauchbar bey 
dieser Verwilderung und Verwahrlosung, beynahe 
zu allen Geschäften, sind sie eine lästige Bürde dem 
älterlichen Hause, eine große Last den Gemeinden, 
denen sie am Ende zur Versorgung anheim fallen, 
unnütze und beschwerliche Glieder des Staates und 
nicht selten der traurige Gegenstand liebloser Necke- 
reyen und boßhaften Muthwillens. Weil ließe sich 
noch das Gemählde ihres Unglückes schildern; allein 
jeder hat schon solche Unglückliche in seiner Nähe ge¬ 
habt, und das Elend mit eigenen Augen gesehen, 
welches auf ihnen wider alles Verschulden lastet. Die¬ 
ses Elend ist ihnen aber keinesweges angeboren, 
sondern nur durch eine unverzeihliche Verwahrlosung 
aufgedrungen. Es mangelt ihnen nur ein einziger