54
Verantworiungsmui eines Generalstabs-
Offiziers.
In den Kämpfen vor K. versagte plötzlich die telephonische
Verbindung zwischen dem Armeekommando und einer vorn be¬
findlichen Division, an die dadurch ein wichtiger Befehl nicht mehr
übermittelt werden konnte. Es bestand nun die Gefahr, daß die
betreffende Division, in Unkenntnis der allgemeinen Lage und der
neuen Verfügungen des Armeekommandos, sich allzu ^weit in dem
stark bewaldeten, unübersichtlichen Terrain vorwage. Da erhält
Hauptmann des Generalstabes Ludwig Frank den Befehl, unter
allen Umständen die Verbindung mit der Division wieder her¬
zustellen und ihr den Befehl zur Einpassung in die neue Ver¬
teidigungslinie zu überbringen. Es wird ihm ein Zug Infanterie
mitgegeben, mit dem er sich —es ist schon gegen Abend — auf die
Suche nach der Division begibt. Es gelingt ihm, trotz der schweren
Orientierung in dem vollkommen verfinsterten Waldgelände, den
Anschluß zu finden. Er hat aber unterdessen erkannt, daß die
Division in allen ihren Teilen bereits viel weiter vorgerückt ist,
als das höhere Kommando annahm, und daß dies für die all¬
gemeine Gefechtslage nicht nur nicht von Nachteil, sondern sogar
sehr günstig sei. Und er entschließt sich nun, indem er die schwere
Verantwortung auf sich nimmt, den früheren Befehl nicht zu über¬
mitteln, sondern dem Divisionskommando vielmehr nahezulegen,
es möge in der bisher erreichten Stellung ruhig weiterhin ver¬
bleiben. Und tatsächlich erweist sich dies am nächsten Tage von
großem taktischen Vorteil für die weiteren Kämpfe.