Volltext: Unsere Offiziere

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Der Derpslegsabzesslst als 
Die Gesetze des Friedens haben nicht Gültigkeit für den Krieg. 
Im Frieden ist jeder Truppengattung die Eigenart ihrer Wirk¬ 
samkeit gesichert, jedem Offizier die Grenze seines Tätigkeitskreises 
geboten. Im Krieg, in dieser Feueresse der Gefahr, schmilzt alles 
zusammen, enger binden sich die sorgsam getrennten Bestimmungen 
im Ziele jener höchsten: des Sieges. Tausendfach haben wir die 
Rollen getauscht gesehen: Kavalleristen im Schützengraben, Artil¬ 
leristen, die Attaken reiten, Sappeure, die stürmen, Ärzte, die 
Erdhöhlen graben helfen, Priester, die Soldaten zum Sturm auf¬ 
rufen — jede Waffe, jede Stelle dient im Notfälle der anderen. 
Und die wahre Tüchtigkeit des Offiziers zeigt sich darin, daß er 
nicht nur in seiner engeren, ihm gemäßen Sphäre erfolgreich zu 
wirken versteht, sondern überall, wo es nottut, Helfer und Führer 
zu sein vermag. Diese Vielgestaltigkeit und universale Tüchtigkeit 
hat im hervorragenden Maß auch der Landsturmverpflegsakzessist 
Ernst Brandeis beim ersten Korps erwiesen, als sich in der 
Krankenhaltstation besonders schwierige Umstände ergaben. Seine 
Aufgabe war, seiner Stellung gemäß, eigentlich nur für die Ver¬ 
pflegung der Station Sorge zu tragen, Vorräte zu requirieren 
und die Magazine zu überwachen. Aber als die Verwundeten 
unablässig zuströmten, war es auch nötig geworden, für ihre 
Unterbringung zu sorgen, immer neue fluteten von den schweren 
Kämpfen zurück und der wichtigste Helfer fehlte, ein Arzt. Der 
Verpflegsakzessist Brandeis zögerte nicht, obwohl bis zur Er¬ 
schöpfung von seinen eigenen Obliegenheiten beansprucht, auch 
diesen Dienst zu übernehmen. In einem Samariterkurse geschult, 
besaß er Kenntnisse genug, um mit Hilfe einiger Sanitätssoldaten 
den Verwundeten Verbände anlegen zu können und ihnen Labung 
zu bieten. Mancher wackere Soldat ist durch sein energisches Ein¬ 
greifen vor dem Verbluten geschützt worden und die musterhafte Ob- 
sorge in allen seinen Anordnungen erzielte in dem Anstrom der 
Hilfsbedürftigen Ruhe und Ordnung. Als dann der Kampf immer 
näher an das Dorf sich heranzog, dachte der wackere Akzessist 
nur an das Schicksal der ihm Anvertrauten und des ihm unter¬ 
stellten Gutes. Während schon die Geschosse gegen die Häuser 
sausten, organisierte er mustergültig den Abtransport und die Räu-
	        
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