Volltext: Unsere Offiziere

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niedersausender Eisenschauer nach dem anderen. Erbarmungslos 
hagelt es in Roß und Mann hinein, Pferde bäumen sich und 
stürzen oder versuchen, auszubrechen, einen Augenblick bilden sich 
fürchterliche, unentwirrbar scheinende Knäuel; im nächsten aber 
treibt der Zug und Troß wieder seine Wellen weiter; draußen 
die Nachhut schützt alle in treuer, eiserner Wacht. 
Unter den platzenden Schrapnells, unbekümmert um das 
Hasten und Drängen auf der Brücke, arbeitet ein Häuflein Sappeure 
unter seinem Fähnrich Franz Then, wie Ameisen umher kletternd, 
bald an den Brückenjochen klebend, bald unter der Brücke ver¬ 
schwindend, bald über die Brüstung zurückkletternd oder unten im 
Eiswasser schaffend. Überall reißen sie die Brückendecke auf, legen 
Sprengbüchsen, verbinden sie mit Kontakten. Es ist ein ganzes, 
genau berechnetes System, das den kaltblütigsten Blick des In¬ 
genieurs erfordert, denn die Brücke ist beinahe hundertfünfzig 
Schritte lang und schwer gebaut. Der Reservesähnrich leitet die 
Arbeit nicht anders, als gälte es eine Übung. In dem namen¬ 
losen Gewimmel, in all der drängenden Hast bleibt er ruhig, legt 
da und dort selber Hand an und scheint von den immer dichter 
einschlagenden Todesschauern, die da über ihm platzen, gar nichts 
zu merken. Da wird der Strom von Wagen und Pferd lichter 
und dünner, einzelne Lücken entstehen, langsam zieht eine Jn- 
fanterieabteilung nach der anderen, aus der Rückendeckung, über 
den Fluß. Drüben die feindlichen Geschütze fahren näher heran; 
die Schwarmlinien der Russen verdichten sich und wellen vorwärts; 
nahe, ganz nahe an die Brücke, über die eben die allerletzten Nach¬ 
huten setzen. Besorgt sieht der Divisionär aus der Verteidigungs¬ 
stellung, in der sich die Unseren in musterhafter Ordnung gesammelt 
haben, auf das spärliche Nachsickern der Mannschaften, auf das 
nahe, bedrohliche Herandrängen der russischen Schützenlinien, die 
ein fürchterliches Schnellfeuer über die Brücke hersenden. Mit 
diesen letzten Nachzüglern könnte der Feind herüberdringen! Aber 
ruhig steht der Fähnrich an der Brücke. Er weiß, die Jäger dort 
und die Landwehr am Flußufer lassen keinen der Straßenkotfarbigen 
herüber, und so wartet er, bis der letzte Mann der Unserigen auf 
dem linken Ufer ist. Dann ein zufriedenes, grimmiges Lächeln, ein 
kurzer Befehl, ein Emporwirbeln von Wasser an zehn Stellen, 
von Steinen, Balken und Holztrümmern, und dann ein hundert-
	        
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