Volltext: Unsere Offiziere

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1914 Nadbrecie evakuiert wurde, hielt er getreue Wacht. Mit 
seinen dunklen, geschienten Gliedern ragte der Panzerzug wie 
ein Turm gegen den Feind, drohend mit Maschinengewehrfeuer 
aus allen Lücken und Lucken. Unbeweglich stand er da, bis der 
letzte Mann, der letzte Wagen abgezogen war. Aber die Russen 
hatten sich getäuscht, wenn sie meinten, daß nun der Zug den 
anderen folgen würde. Plötzlich, auf das Kommando seines tapferen 
Führers, braust er nach vorn, der Gefahr aufgesprengter Schienen 
nicht achtend, und ehe eine russische Kavallerieabteilung, die sorg¬ 
los Wacht hält, sich ordnen kann, ehe die Aufklärung, die Ober¬ 
leutnant Schober kühn durchquerte, mit verspäteter Warnung sie 
erreicht, knattern schon die Geschütze und Maschinengewehre in die 
aufgeschreckte Rotte. Mehr als vierzig Mann und zehn Pferde 
bleiben am Boden, die anderen flüchten zügellos nach allen Seiten, 
und wie jetzt Artillerie den Panzerzug beschießen will, ist es schon 
zu spät. Langsam, Schuß mit Schuß erwidernd, rollt nach der 
geglückten Überraschung die wandernde Festung auf den Geleisen 
zurück. 
Aber die Russen haben dem heimtückischen, schwarzen Un¬ 
getüm, dem schnaubenden, feuerspeienden, menschenmordenden 
Drachen Untergang geschworen. In der nächsten Nacht schon, am 
5. November, als der eiserne Wächter wieder unbeweglich, wie 
schlafend, vor der Eisenbahnstation Sotow auf Posten steht, Ge¬ 
leise und Bahnhof zu schützen, soll er überrumpelt werden. Zwei 
Eskadronen sind durch das unsichtige Waldterrain herangesprengt, 
in der Dunkelheit sitzen sie ab und schleichen nach Jndianerart 
heran, um die Geleise zu sprengen und den Panzerzug zu saugen. 
Aber Oberleutnant Schober erwartet sie längst. Mit Absicht scheint 
das Feuer im Kessel zu ruhen und die Wachsamkeit in der Brust 
der Verteidiger, denn ganz nahe will man die Russen erst heran 
haben. Kaum sind sie auf hundert Meter Distanz da, sprüht das 
schlafende Ungetüm plötzlich aus hundert Augen Feuer, die Schein¬ 
werfer werfen grelles Licht auf die Herangeschlichenen, und zu 
Dutzenden stürzen sie hin im Hagel der Maschinengewehre. Und 
kaum daß diese Abteilungen aufgerieben sind, läßt Oberleutnant 
Schober wieder Volldampf geben. Ein'Gegenangriff, plötzlich vor¬ 
stürmend auf den donnernden Schienen, wirft die gegen die Bahn¬ 
linie vorrückenden russischen Jnfanterieabteilungen in panischer
	        
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