Volltext: Im Lenz geknickt

dahin verweisen könnt? Warum vermögt ihr nicht milde 
zu sein Einer gegen den Andern und Herz zu fassen 
Eines zu dem Andern, warum nicht? Haß, so groß und 
gewaltig er sein mag, zeigt ihr offen — Liebe, so klein 
und gering sie sein mag, verbergt ihr scheu! O, wie 
ihr euch doch weh thun mögt, seltsame Menschen!. 
' Wie sehr habe ich diese Stelle gefühlt, sie spricht 
aus, was längst in meiner Seele, mir selbst kaum be¬ 
wußt, gelegen. Wie oft, und wieder und wieder habe 
ich sie gelesen, bis mir endlich die hellen Thränen in die 
Augen schossen. 
Liebe, so klein und gering sie sein mag, verbergt ihr 
scheu! O, wie ihr euch doch wehe thun mögt, seltsame 
Menschen! . . . 
Wie erst, wenn Liebe, so riesengroß, gewaltsam 
zurückgedrängt wird aus Scheu? 
O, wie ihr euch doch wehe thun mögt, seltsame 
Menschen! .... 
23. Juni Abends. 
„So will ich unterdessen hier 
Am Ufer mich verschnaufen, 
Bis all das Wasser für und für 
Im Fluß ist abgelaufen!" 
Als Knabe konnte ich des Thoren lachen, der am 
Ufer steht, unthätig, nicht wagend den Fluß zu durch¬ 
schreiten, obwohl ihm drüben ein erwünschtes Ziel ent¬ 
gegenleuchtet, aus Furcht, das Wasser könnte nässen, und 
harrt und harrt, bis sich die Wasser verrinnen, damit er 
trockenen Fußes das jenseitige Gestade gewinnen möge. 
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