Volltext: Im Lenz geknickt

Des Menschen Seele in der tiefsten Tiefe 
Durchwühlet weckt in ihm den giftigen Zweifel. 
Und wehe, wenn die doppelköpf'ge Hyder 
In eines Menschen Herz den Wohnsitz nahm, 
Dann ist nicht Rast, nicht Ruhe mehr im Innern, 
Bis nicht der.Tod die Bande löst, die uns 
An diesen Haufen Staub — die Welt — gekettet." 
Er führte noch Manches aus, aber er war sehr- 
streng gegen sich selbst und räumte oft gewaltig auf unter 
seinen Poetischen Versuchen. Sein Nachlaß ist daher 
sehr gering und ich bin fest überzeugt, daß wir kein 
Blatt von ihm hätten, wenn er geahnt haben würde, 
daß er wirklich schon sterben müsse. 
In jenen Winter fällt auch die Ausführung eines 
einactigen dramatischen Scherzes, der voll Witz und 
guter Laune ist, aber doch zu sehr den Charakter einer 
Gelegenheitsarbeit trägt, um bühnenfähig zu sein. „Das 
große Los" ist sein Titel, und das Ganze ist in einer- 
humoristischen Vorrede mir zugeeignet. Auch dieser 
Scherz verräth unleugbar dramatisches Talent. 
Seine unglückliche Liebesleidenschaft zehrte damal 
an seinem siechen Körper. Und je gewaltiger die Liebe 
zu dem schönen Mädchen in ihm aufflammte, und je 
mehr das Ideal, das er sich von seinem Berufe ent¬ 
worfen hatte, verblaßte, desto tiefer vergrub er sich in 
seine Studien, desto wärmer gab er sich seinen künstlerischen 
Plänen hin. Er wandte sich nun wieder energisch dem 
seit einiger Zeit vernachlässigten Zeichnen zu. Bleistift¬ 
zeichnungen waren seine Wonne, Maler zu werden war 
sein ihn heimlich verzehrender Lebenstraum. 
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